Full text: Völkerbund, Die Weltwirtschaftskonferenz

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Handel 
Einleitung 
Der Abschnitt »Handele auf der Tagesordnung der 
Konferenz enthielt zahlreiche Themen, die sich auf die 
wichtigsten Seiten des internationalen Warenaus- 
tausches beziehen. 
Was für eine besondere Frage auch immer zur Er- 
örterung gelangte, so zeigte das der Konferenz vorliegende 
oder mitgeteilte Material stets, daß der Handel eines jeden 
Volkes auf von den anderen Völkern errichtete Schranken 
stößt, und daß sich daraus, insbesondere in Europa, eine 
s;; ergibt, die dem allgemeinen Wohlstand äußerst nach- 
teilig ist. 
. der Vielfältigkeit der aufgeworfenen Fragen, der 
Verschiedenheit der Theorienundderberechtigten nationalen 
Einstellung aller derer, die an den Erörterungen teilnahmen, 
ist eine wichtige und äußerst ermutigende Tatsache zutage 
getreten und hat sich in dem Maße, wie die Arbeiten fort- 
schritten, mit zunehmender Gewißheit offenbart. Das ist 
der einstimmige Wunsch der Konferenzmitglieder, die 
Konferenz möge gewissermaßen den Anbruch einer neuen 
Zeit bedeuten, wo der internationale Handel alles, was 
ihn ungebührlich behindert, allmählich überwindet und sich 
wieder auf einer stetig aufsteigenden Linie bewegt, die 
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§ - 
sation ist. . ] 
Eine zweite Tatsache, die an Bedeutung nicht hinter 
der ersten zurücksteht, liegt in der Feststellung der Wechsel- 
wirkungen, welche die von den verschiedenen Staaten 
zum Schutze ihrer nationalen wirtschaftlichen Interessen 
getroffenen Maßnahmen aufeinander ausüben. Die Ten- 
denz der Höhe des Zollschutzes jedes anderen Landes 
gleichzukommen, das Streben, die eigene Stellung in 
Vandelsvertragsverhandlungen zu verbesssern, der Wunsch 
nach Vergeltungsmaßnahmen gegen besonders nach- 
teilige zollpolitische Maßnahmen anderer Länder, die 
Neigung, Waren, die durch einschränkende Bestimmungen 
des Urssprungslandes knapp geworden sind, für den in- 
ländischen Verbrauch zurückzuhalten, das Streben nach 
!'ufrechterhaltung des Gleichgewichts der Konkurrenz- 
bedingungen auf dem Gebiete des Transport- und des 
sreditwesens, manchmal vielleicht auch nur die an- 
steckende Wirkung des Beispiels ~ alle diese Umstände 
führen dazu, daß jede wirtschaftliche Maßnahme, die zu 
einem bestimmten Zeitpunkt von einem bestimmten Volke 
getroffen wird, fast unweigerlich auf die Volitik aller 
übrigen Völker rückwirkt. 
Daher verfehlt jede streng nationalistische Politik ihr 
Ziel und ist schädlich nicht nur für das eigene Volt, 
sondern auch für die Gesamtheit der übrigen Länder. 
Will man, daß der neue Geist, der bei den Erörte- 
rungen der Konferenz zutage getreten ist, künftig 
positive Ergebnisse zeitigen soll, so muß der Grundsatz 
parallelen und gemeinsamen Handelns der verschiedenen 
Völker als wesentlicher Faktor jedes Programms ange- 
ehen werden. Jedes Volk wird dann wissen, daß die Ju- 
Jeständnisse, die von ihm verlangt werden, in ähnlichen 
Opfern der übrigen ihre Gegenleistung finden. Es kann
	        
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