den für die beiden vertragsschließenden Mächte, ebenso wie
für die am Verkehr beteiligten ferneren Verkehrsteilhaber, und
begünstigt früher oder später durch rastloses Rütteln des ver-
kannten Verkehrs an ihnen die Beseitigung solcher Schranken.
So geht es mit dem bekannten Versuch, im europäischen West-
ostverkehr die „Zentralmächte“ auf Umwegen zu umfahren.
So geht es aber auch in weit größerem Rahmen mit der Miß-
achtung des Dreistromproblems an der von R. Kjellen aufge-
zeigten Stelle in Mitteleuropa zwischen Rhein, Donau und
Weichsel (95). Das Gleiche gilt für jene andere wichtige Ver-
mittlungs- und Übergangslandschaft zwischen den Sowjets und
den uralten Kulturmächten Ostasiens: in der Mandschurei,
zwischen Amur, Liauho und Yalu, wo sich ein ganz ähnliches
Dreistromproblem findet und in den so aktuell gewordenen
Streitfragen über die ostchinesische Bahn seine verkehrsgeogra-
phische Dauerwirkung erweist. Auch hier wurde ja mit der
Amurbahn von den Russen ein Umgehungsversuch gemacht;
auch hier in der Mandschurei ist ein Zerrungsgebiet zwischen
ozeanischen Inselmächten und um sich greifenden Steppen-
reichen nur dann in seinen Grenzen zu erhalten, wenn es als
selbständige Lebensform stark und Herr seiner Verkehrsadern
ist — ebenso wie in Innereuropa! Viele Rückschlüsse lassen
sich von dort nach dem von Ressentiment so sehr in seiner Geo-
politik umdunkelten Kraftfeld zwischen Rheingebiet, Donau-
stufenland und Weichsellandschaft ziehen!
In allen dreien spielt auch die Frage eine große Rolle, wie
weit sich Grenzabsperrung in Gebieten mit besonderem
Verkehrsdruck, mit hochentwickelten Verkehrsadern gegen
Volksdruck von außen, gegen dadurch bedingte, notwendig
hereindrängende, unmerkliche Unterwanderung neben der
kontrollierten Einwanderung, der durch Gewalt abwehrbaren
Überschiebung durch Herrenschichten oder Truppen hal-
ten lasse.
6 Haushofer, Grenzen
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