gegenüber, als Typspitzen von Bevölkerungsgruppen — auch
als Mahnung, soziologische Grenzen „verkehrsfreundlich“ zu
erhalten, was Bismarcks Verhältnis zu Lassalle positiv und
negativ lehrt (733).
Das Ziehen künstlicher Scheidungen zwischen Impondera-
bilien — hier einschlägig — ist eine große hochstehende Kunst,
bei der wir vieles vom Gegner, vieles auch von den neuen und
kühnen Methoden der Kulturgeographie lernen können.
L. Frobenius „Atlas Africanus“ ist sicher ein Beispiel kühner,
grenzenspürender und grenzensetzender kulturgeographischer
Entschlußkraft, bei der freilich alles auf die Gediegenheit der
Grundlagen ankommt! Tatsächlich müßten wir kulturgeo-
graphische und wirtschaftsgeographische Grundkarten, dann
Atlanten in einem Umfange haben, wie er in absehbarer Zeit
unerreichbar ist (ein Ideal, dem die Vereinigten Staaten mit
ihren riesigen Geldmitteln am nächsten gekommen sind), um
für die Ziehung künstlicher Grenzen solche Unterlagen aus
ihnen zu gewinnen, wie sie ein grenzsicheres Weltbild voraus-
setzen müßte.
Dennoch ist die Schwierigkeit einer Aufgabe kein Grund,
auf ihre Lösung dauernd zugunsten einer so unvollkommenen
Empirie zu verzichten, wie sie heute in die Lücke springt, die
von der Wissenschaft zu breit offengelassen ist. Gerade die in-
tensive Grenzbearbeitung künstlicher Grenzen während des
Krieges durch hervorragende Vertreter der Erdkunde zeigt
doch, neben ihrer Hilfsbereitschaft, auch das Bewußtsein ihrer
Unterlassungssünden (734)! Sie zeigt aber auch in der Nach-
kriegsarbeit eine unverkennbare Wendung zum Besseren (735),
eine Wendung, gegen die vereinzelte Vertreter alter Schulen
sich vergeblich sträuben.
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