VORWORT
PLANMÄSSIGE WEHRGEOGRAPHISCHE SELBSTERZIEHUNG AUS NEI-
gung und Pflicht, sowie Auslanddienst und Kriegsläufte hatten
mir Gelegenheit gegeben, in Frieden und Krieg manche der
wichtigsten Grenzfragen der Erde aus eigener Anschauung und
Erfahrung kennenzulernen, teils flüchtig auf Fahrten und
Reisen, teils gründlich in schwerem, verantwortungsvollem
Ringen um den Bestand von Grenzen in Heimat und Fremde.
Darunter waren nicht nur die deutsch-romanische Mark in
ihrer ganzen Ausdehnung von Flandern längs der Maas und
Mosel bis zu den Vogesen und der burgundischen Pforte, im
Jura und sonst in den Schwellenlandschaften der Schweiz, im
ganzen Verlauf der italienischen Alpengrenze; nicht nur die
deutsch-west- und ost-slawische Grenzdurchdringung in allen
Spielarten, vom Baltikum bis zu den Karpathen und der unteren
Donau und Drau; sondern auch Grenzen von Erdteilen und
Meeresgebieten: europäisch-asiatische, asiatisch-afrikanische,
indisch-pazifische, die indische Nordwestgrenze und die Reli-
gions- und Rassenscheide am Himalaya, die indisch-chinesischen
Übergänge in Hinterindien, das chinesisch-japanisch-russische
Grenzproblem in der Mandschurei und Mongolei. Der Stoß von
physischen, wie von bio- und anthropo-geographischen Scheiden
und Grenzzonen in mannigfaltiger Ausprägung, von ozeanischen
und kontinentalen Gegensätzen mit ihren strom- und küsten-
bestimmten Übergangsformen wurde mir so zur lebendigen
Anschauung, zu einem in der Praxis lang vor der Theorie er-
fahrenen Begriff. Als ich dann schließlich — im Gegensatz zu
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