reizt, der findet es wiederholt in der Geschichte der römischen
Grenzbildungen im Norden, auch der beibehaltenen Provinz-
namen von Provinzen, die im Hauptraum aufgegeben worden
waren, wofür Trajan ein Vorbild ist (276). Aus unserer engeren
süddeutschen Heimat beschreibt einen solchen Fall Narziß:
„Bayern zur Römerzeit.“ In seinen Abschnitten: Rätien und
das römische Maingebiet ; Militärorganisation und Zivilverwal-
tung; Bürgerliches Leben; Römerstraßen; Kohortenlager und
Feldbefestigungen; Pfahl-Limes (Teufelsmauer!), dann von
7—16: Wichtigste Römerorte und Kastelle, in 17: Römische
Kultur, 18: Christianisierung, sind merkwürdige Analogien zu
diesem so aktuellen Problem behandelt.
Zusammen mit der reinen Limes-Literatur und anderen
Spezialarbeiten ist eine solche Leistung ein Zeuge für das Goethe-
wort: „Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken, das nicht
die Vorwelt schon gedacht ...“, wenn wir römische Provinzial-
organisation von Südbayern mit Lord Curzons und Readings
neuesten Schöpfungen und der bitteren Notwendigkeit der Ost-
markenreste oder vielleicht kommender des bayerischen Nord-
gaus vergleichen. Aber ein großer Reiz mehr kommt in die
Heimatkunde durch eine solche lebendige Vertiefung in die
Kulturgeschichte des Bodens, auf dem wir zu wirken haben;
wir sehen auch seine Fragen und Aufschlüsse aus vergangenen
Tagen angesichts viertausendjähriger geographisch-politischer
Zusammenhänge nicht erschöpft!
Vielleicht ein letztes, besonders hoch organisiertes Stück
Grenze betrachten wir noch gesondert, das in seinen Verkehrs-
köpfen schon von Hellenen und Römern vorgetrieben wurde
und’ schon lange vor ihnen von Kulturen, von denen sie selbst
lernten (Tartessos!). Es ist die von Ratzel „Wachstumsspitze“
getaufte und trefflich beschriebene Form, die mit dem Instinkt
oder der Absicht gebildet ist, von. hier aus ortsfremdes Leben
in andersartige Lebensformen vorzutreiben. Der Ausdruck ist
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