Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

der Pflanzengeographie, der Biologie entlehnt, aber außer- 
ordentlich bezeichnend. Er findet sich wohl am häufigsten an- 
gewendet da, wo unterorganisierte, in Zersetzung begriffene 
Lebensformen mit neuem Leben durchdrungen werden, wobei 
natürlich bei der flächigen Ausbreitung des Lebens auf der ein- 
mal verteilten Erde immer „altes Recht irgendwie aufgelöst, 
neues geschaffen werden muß“, Selbstverständlich kann es 
auch schwere Täuschungen über den Grad ersterbenden an- 
sässigen Lebens und die Möglichkeit eindringenden fremden 
Lebens gerade bei fremdartigen Lebensformen geben, und das 
Abschnürungs- und Abstoßungslos der fremden Wachstums- 
spitzen in China ist ein sehr lebendiges Beispiel dafür. Nament- 
lich Shanghai ist eine durchaus falsch konstruierte, sehr 
schwer wieder in Ordnung zu bringende fremde Wucherung 
(Groß-Shanghaifrage) am chinesischen Reichkörper (277). 
Ohne Rechtsbruch und Rechtsbeugung geht es daher nur 
dort ab, wo es sich um Weitertragung des Lebens ins unbe- 
wohnte oder doch bisher für unbewohnbar gehaltene Gebiet 
hinein handelt (Ratzels Begriff der Anökumene, vgl. Kap. 5). 
Die größten und erfreulichsten Fortschritte der Menschheit 
sind allerdings mit Erweiterung der Ökumene verbunden, 
wenn auch gar nicht immer aus ethischen Motiven! Nur ist 
heute, wo sogar die Eiswelt der Polargebiete großenteils 
politisch aufgeteilt ist (unter Australien, Neuseeland, Briten- 
reich, Kanada, Vereinigte Staaten, Sowjetbünde, Norwegen), 
wenig Spielraum mehr für derartige Großtaten der Erweite- 
rung menschlichen Lebensraumes. 
Auch die Grenze der Ökumene haben wir früher als rela- 
tiven Begriff erkannt. Fast immer wird bei Grenzlandorgani- 
sationen darüber hinaus noch irgendein Lebensrecht, und sei es 
bodenvager Lebewesen, zunächst gekränkt oder beschnitten. 
Feine Grenzstudien sehen wir auch durch jede Erweiterung 
des Begriffs der Ökumene, durch die Einschränkung des Be- 
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