Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

„Skrank“, die Schranke, der Ostasiate „kwan“, die Barriere, 
sagt und dabei an den gefällten vorgelegten Baum denkt, 
wenn der Waldmensch die Marke am stehenden Stamm 
(Schnede, Sned, Schnedbäume) als Scheide sieht, der Be- 
wohner freierer Flächen die gelegten Steine (Laag, Schied, 
Steine) als Mark, March oder Mal nimmt, der Ackerbauer 
im Rain das Urbild der Grenze anerkennt. „Lira“, die ge- 
zogene Furche der Romanen, ist dem Rain ebenbürtig; 
„Achte“, Bann oder Mund oder Bord, Border [mehr nordisch, 
vom Schiff geholt]; wie vielleicht. auch Gransen, zu Graens, 
gränse (dän.), „graniza“ fortgebildet. Feine Schattierungen 
entstehen, wenn die romanische Grenzüberlieferung neben 
die germanische tritt, wie frontier (frontiere) neben borderland 
(Bord) und boundary (z2), wenn die Linie, die vom Wall, 
Limes geschützte, auch im Wort im Gegensatz steht gegen 
den Schutzstreifen! Da steht wohl auch der Gedanke der 
Grenzrodung schroff auf gegen den Gedanken der geschonten 
Grenzwildnis; Rennstieg, Durchhieb und Schneuse gegen den 
zusammenhängenden Bannwald. Saum und Linie, der drei- 
dimensionale, durchblutete Grenzkörper und die blut- und 
körperlose, möglichst mathematische Abstraktion treten als 
Gegenvorstellung auch hier wieder auf, nicht zuletzt in dem 
gewaltigen Kampf des Hauptstaatsvolkes der west- und 
innereuropäischen Kultur, der Römer, gegen die nordischen 
Rassen und ihre Nachfahren, die seine ausgeklügelten staats- 
rechtlichen Grenzkonstruktionen immer wieder niederwarfen. 
Limes, finis, terminus, der Begriff der Schicksalsgemein- 
schaft innerhalb einmal gezogener Grenzen, des confiniums, 
der confinatio, sie alle stehen ihm Grunde feindselig wider 
die germanische freiere Grenzauffassung — wenn auch die 
nordischen Grenzfrevlersagen für die Schärfe germanischer, 
nicht weniger rechtsbewußter, nur eben anders gearteter 
Grenzempfindung zeugen, so z. B. das furchtbare Entzwei- 
21
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.