Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

wendig die größte Schwierigkeit des Abgrenzens haben, die 
Spannung zwischen Suchtmenschen und Triebmenschen ist die 
geringste. Die deutsch-französische Grenzspannung ist deshalb 
geographisch und völkerpsychologisch eine der am schwersten 
ausgleichbaren unserer Erde (47), was auch Frobenius vom 
kulturmorphologischen Gesichtspunkt aus eingehend begrün- 
det hat. 
Zu wertvollen Ergebnissen kommen wir weiterhin, wenn wir 
die säkulare Spiegelung der Übergangswirkung des Grenz- 
gebiets auf den Einzelnen in der Literatur und damit die große 
Schwierigkeit der Übertragung dieses Grenzgefühls auf die 
Massen in Beziehung setzen. Wie weit ist der Weg vom Instinkt 
zur Bewußtheit im Verhältnis zum Lebensraum, zu den „Wider- 
ständen der Ausbreitung“ (42)! 
Unter den verschiedenen Gesichtspunkten der Scheidungs- 
möglichkeit tritt immer wieder die Vitalität, die Grenzen über- 
drängende, unterwandernde, sprengende Lebenskraft der auf 
der lex lata stehenden Problembewußtheit gegenüber, und wir 
erkennen im erstarrenden Grenzrecht genau dasselbe Alters- 
symptom wie beim Menschen in der Arteriosklerose. Jan Hamil- 
ton hat darüber den westlichen Kulturvölkern Beherzigens- 
wertes ins Stammbuch geschrieben (43). 
Ein großer Teil der vorhandenen Literatur begnügt sich mit 
dem Ziel, die Scheidekraft der Grenzen nach guten und schlech- 
ten, natürlichen, naturentlehnten und reinen Kulturgrenzen, 
nationalen, regionalen zu erweisen und hier Scheidungen in der 
Theorie a priori vorzunehmen, die wir später im einzelnen 
würdigen werden. 
Selbstverständlich ist dabei, wie nach der Scheidung von 
Kulturkreisen und andern übervölkischen und überstaatlichen 
Raumzusammenfassungen, auch eine rein völkische möglich. 
Gewiß ist die griechisch-hellenistische, die römische und roma- 
nische, deutsche und germanische, indische, iranische, slawische, 
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