dem „Verbannungsort des Römers“, der Riviera des Russen,
dem Ziergarten des raffinierten Vertreters abendländischer
Kultur aus dem Hause Koburg!
Für die Verschiedenheit der Einstellung in annähernd
derselben Zeit im selben Raum, nur aus verschiedener,
mehr nordischer kontinentaler, und mehr südlicher ozeanischer
Herkunft und Erdraumerziehung ist wohl das am meisten
typische und unanfechtbare Beispiel des Verhältnis Rußlands,
Chinas und Japans zum Amurland.
Was löst uns eigentlich am einfachsten das scheinbare Rätsel,
warum den Russen in so märchenhaft kurzer Zeit das Vor-
dringen längs der nordischen Anökumene durch Sibirien an
den Großen Ozean gelang, jene gewaltige Reichsbildung, die
weithin, bis an die Bucht von San Francisco auf den amerika-
nischen Raum übergriff und erst unter mächtigem Gegendruck
der Angelsachsen, wie später der Chinesen und Japaner, zurück-
gebaut werden konnte (57)?
Das Entscheidende war eben doch die Tatsache, daß der in
Nordasien vordringende Russe Räume nicht für unbewohnbar
hielt und deshalb durchdrang, die den andern großen Welt-
völkern, aber auch den ostasiatischen, deren Wohnraum er bald
berühren mußte, für unbewohnbar galten, als Raumbesitz
nicht erstrebenswert oder bereits als anlehnbarer Ausläufer des
lebensfeindlichen Nordpolargebiets erschienen. So nahte sich
die russische Ausdehnung 1643 dem letzten großen Reservat-
Kulturraum der Erde, dem ostasiatischen, der sich bisher als
ein von allen Typen der Anökumene eingehegtes Schutzge-
biet erhalten hatte: zwischen der polaren, der wüstenhaften,
der ozeanischen, der alpinen und tropischen. Die Frage wurde
zur Entscheidung ‚reif, ob sich unter dem Schutz der einen
expansiven russischen Bildung der nördliche Weizengürtel der
Erde um die ganze nördliche gemäßigte Zone legen werde oder
ob er an einer entscheidenden Stelle durch die Erhaltung der
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