nur ein Glück für die im Schatten lebenden Völker, wenn ein-
mal in Rückschlagserscheinungen gegen monopolartige Aus-
beutung blühende Handelskolonien, wie Hongkong und Shang-
hai, am eigenen Leibe an den chinesischen Boykotts und Ab-
wehrstreiks spüren, daß es auch hier Grenzen geben kann, die
man nicht ungestraft überschreitet. Hier aber steht eben die
Abstoßkraft von 442 Millionen hinter der Selbstschutzbewegung
der chinesischen Meergrenze.
Da, wo Land und Meer sich scheiden, entsteht längs ihrer
Grenze eine Kampfzone: die Küste. Scharf lernen wir unter-
scheiden zwischen Lock- oder Reizküsten und Abwehrküsten.
Frühe geschichtliche Erfahrung der Menschheit schildert uns
Steilküsten mit vorspringenden Klippenreihen, mit Inseln in
Sicht, Riasküsten und Fjordküsten, Schären als Küstenformen,
die einen Reiz zur Überschreitung seewärts ausüben. Der mono-
tone flache Strand, namentlich wenn starke rollende Brandung
auf ihn zusteht, ist allenthalben eher zur Hemmung geworden,
der die an ihn herangedrängte Volkheit sich auch bei starkem
Volksdruck von innen fügt, wie im allgemeinen die nordchine-
sische und die indische. Wir unterscheiden also auch politisch
und kulturwissenschaftlich zwischen Flach- und Steilgrenzen,
die von einer Küste gebildet werden, innerhalb der Steilküste
wieder scharf zwischen parallel der Küste oder senkrecht zu ihr
stehenden Gebirgszügen, wobei die parallelen die Grenzüber-
schreitung meerwärts hemmend, die senkrechten sie fördernd
wirken (72). Gegliederte, hafenreiche und monotone, hafenarme
Küsten lassen das Meer sich grundverschieden als Grenze ver-
halten. Dabei sehen wir allerdings, daß einst berühmte Häfen
mit der wachsenden Größe der Schiffsgefäße, ihres Tiefgangs
und Fassungsraums wertlos werden, daß die Zahl der Welt-
handelshäfen sich immer mehr verkleinert, die für Grenzüber-
schreitungen seewärts oder landwärts in großem Stil genügen.
Weitere Spielarten schafft natürlich die Eigenart der Brandung
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