Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

(südwestafrikanische Küste!), aber auch ihre Überwindungs- 
möglichkeit mit Mitteln der Technik (Pier) (73). 
Eine wirksame Filterung bewirkt die Eigenart des Meeres 
als Grenze überall da, wo es Volkheiten oder Kulturkreise und 
Reichsbildungen scheidet. Schon durch die natürliche Küsten- 
gestaltung ist sie bedingt: Riffe, Schären, Lagunen, Strandseen, 
Haffe, Limane, Mangroveküstengürtel, Nehrungen, alle diese 
Einzelformen verhalten sich ganz verschieden gegenüber der 
Filterung des Menschenaustausches von Lebensformen an ihrer 
Meeresgrenze. Man braucht nur an ihre ganz verschiedene Ab- 
stoßkraft gegenüber fremder Gewalt, gegen Landungen und 
Beschießungen zu denken oder gegenüber der hygienischen Ab- 
grenzung, der Quarantäne. Man braucht nur die Tatsache ins 
Auge zu fassen, wie sehr gewisse Arten von Inselstützpunkten 
auf Küstenreichweite die Abwehrkraft einer Küstengrenze läh- 
men. Zinninseln und andere Handelsstützpunkte (74), Miau To- 
Archipel und Chusaninseln in China, Malta, Cypern, der Dode- 
kanes gefährdeten so die Seegrenzen, denen sie vorgelagert 
waren. 
Besondere geographische Lokalverhältnisse der Küste spielen 
dabei eine große Rolle, wenn wir ihre Scheidekraft einschätzen 
sollen: Strömungen, landstehende Dauerwinde, kalte Auftriebs- 
wasser, biologische Ausstattung muß dabei berücksichtigt wer- 
den. Wie man eine solche Aufgabe angehen sollte, das zeigt 
z. B. musterhaft Doflein in seiner „Ostasienfahrt“ oder anthro- 
pogeographisch Gravelius (75) oder wehrgeographisch Furse- 
Septans (76). 
Die Gezeitenspannung stuft diesen höchst wechselvollen Cha- 
rakter des Meeres als Grenze noch weiterhin ab. Sie ist in Binnen- 
meeren eine kaum merkliche Wirkungskraft; in Ostasien, an 
Teilen der kanadischen Küste schafft sie aber schon unter nor- 
malen Verhältnissen breite Gürtel amphibischen Lebens, na- 
mentlich wo auch noch die Einflüsse großer mündender Ströme 
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