scheiden, oder von diskordanten, zerrenden Grenzen, dann fast
immer Spannungen, Reizzustände bergenden, naturwidrigen
Zuständen sprechen. Zu ganz deutlicher Erkenntnis, um welche
Seite, die dunkle oder die lichte, es sich ım Einzelfalle handelt
oder welche vorwiegt, führt dann ein Herausarbeiten der leiten-
den anorganischen und biogeographischen Note des betreffen-
den Grenzstücks, der betreffenden Scheidemark, und die red-
liche Befragung ihrer geschichtlichen und biologischen „Zeu-
gen“. Wer naturwidrige Grenzen schaffen hilft und setzt, der
muß sich darüber im klaren sein, daß er damit vielleicht jahr-
tausendlange Kämpfe entfesselt, wie es vielfach engstirnige,
eigensüchtige Familienbesitzregelungen auf große Volksgrenzen
auswirkend (etwa der Karolinger, Salier, Hohenstaufen, Habs-
burger) getan haben oder das französische Streben nach der
gleich einer Fata morgana ostwärts rückenden „Frontiere
naturelle“, der die Begriffe „neutre“ und „de&membr6“ ent-
gegenstanden.
Wenn wir unsern westlichen Nachbarn fragen, wann eine
Grenze „naturelle“ naturgemäß, also für seine Begriffe stabil,
wann sie „neutre“, keinem zugunsten, zulieb oder leid etwa
im natürlichen Gleichgewicht der hüben und drüben schützen-
den Naturbedingungen und Kräfte ruhe, und wann sie „demem-
bree“ entgliedert, also zu ändern, für seine Begriffe labil sei, so
spielte zweifellos nicht die von ihm so oft vertretene „th&orie
des cretes“, der Wasserscheiden eine Rolle — (denn dann hätte
er die Kämme der Wasgenwaldes, die Scheide der Wasser
zwischen Rhone und Rhein nicht überschreiten dürfen) —; son-
dern neben einem Trägheits- und Eitelkeitsmoment der Ge-
schichte unterlag er der Versuchung, die wir häufig im Ver-
hältnis von Grenze und Bodenunterlage begründet finden.
Kohlen, Kali, Eisenerz von ganz besonderer Art und Ver-
wertungsmöglichkeit (Minette), Petroleum boten Versuchungen,
wie anderwärts Gold (kalifornische, ostsibirische Funde mit
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