Gleiches gilt von den Untersuchungen über die Beziehungen
von Grenze und Bodenart, wie sie auf die Pflanzendecke der
bodenständigen Oberflächenbewohner und die Daseinsbedin-
gungen der bodenvagen, der Tier- und Menschenwelt weiter-
wirken. Nicht immer sind sie so klar, wie in dem schon be-
rührten Falle der Beziehung der schwarzen, schweren, guten
indischenRegurböden, auf denen die stärkeren, späteren arischen
Siedler sich einnisten, auf denen sie auch im Dekkan vorwärts-
dringen, und der ärmeren roten Lateritböden, vielfach noch
waldbedeckt, die den Frühstämmen, den älteren, den Dravida-
und Vor-Dravidarassen,Bhils und Gonds verblieben sind. Außer-
ordentlich reich und vielfältig abgestuft ist ihre äußere Erschei-
nung: Vom Vorbild des Bibelwortes: „Ein Windhauch gehet über
die Stätte, und du kennest sie nicht mehr ...“, von Stellen, an
denen nur das kundige Auge des Araberscheichs, des weidenden
Mongolen noch die Besitzgrenzen von Weidegründen in scheinbar
freier Steppe erspäht, finden sich alle Abstufungen der Besitz-
grenze bis zum Rain, zum festgezogenen Stacheldraht, zur
scheidenden Mauer, die durch Jahrtausende ragt, zum künst-
lich senkrecht abgesprengten Felsband der eifersüchtigen Hoch-
Jagd.
Die Steppenweide, die Hochseefischereigrenze mit ihren Merk-
zeichen, ihren flatternden weißen Bandfetzen an windgepeitsch-
ten Stangen, ihren Bojen und Landmarken für weitsichtige
Augen des Steppen- und Seenomaden und der Ackerrain des
bedächtigen Ackerbauers sind hier wohl Prototyp und Symbol
für die Abgrenzung weitsichtiger und großräumiger, land-
schweifender, seefahrender Menschen und bodenverhafteter,
engräumiger, aber auch ganz anders bodenvertiefter.
Geographisch besonders auswertbare Beziehungen walten
auch zwischen Grenze und Lufthülle und ihren Erscheinungen
vor; wie weit man sie in die Anthropogeographie hinein ver-
folgen könnte, was leider nur vereinzelt geschieht, das beweisen
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