Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

einbrechen, schließlich die Ghats oder die Höhenscheiden der 
meridionalen Stromfurchen in Hinterindien überwälzen. Diese 
klimatische Erscheinung hat dem chinesischen Südland Yünnan 
den Namen gegeben: der wolkige Süden! — Niemand wird 
Kansu oder Shansi so zu nennen in Versuchung kommen! 
Ähnliches zeigt als Grenzerscheinung kleineren Stils ein Aus- 
blick etwa vom Arosa-Weißhorn nach Norden und Süden, in 
die Klimascheide des Hochfirsts der Alpen. 
Wo eine besonders sinnfällige, äußerlich wahrnehmbare, 
deutliche Mark entsteht durch Zusammenfallen von vielen 
Scheiden von Naturbereichen zugleich in ihrer Nähe — so von 
Änderungen in der Bodenfarbe (schwarze Regur- gegen rote 
Lateritböden!) von der Bodenunterlage, die nach außen ge- 
wendet wird (Kohlenhalden, Erzahbfälle), in den Landformen 
(Ausfahrt ins Flachland, Übergang von Moränenhügeln in 
monotone Tertiärrücken oder Schotterebenen) oder wo Klima- 
grenzen, Pflanzen- und Tierverbreitungsscheiden überdies mit 
solchen Übergängen zusammenfallen —, da werden auch die 
vielleicht an sich noch zur Grenzüberschreitung befähigten Ein- 
wanderer von der Ratsamkeit des Haltmachens häufig in der 
Geschichte überzeugt, zwar nicht ein Cäsar, Alexander, Alarich 
oder Karl, aber das auf die Dauer geltende mittlere Maß derer, 
die ihnen folgten. 
„In omni autem proelio oculi primi vincuntur ...“ sagt Cäsar 
(87). Das gilt auch für das plötzliche Aufhören oder Zurück- 
bleiben gewohnter Pflanzen- und Tierbegleiter der Menschen 
in der Kulturlandschaft wie für Veränderungen der vertrauten 
Landformen. Der Römer wurde stutzig, wo gleichzeitig die 
Rebe und Edelkastanie, das gepflegte Feld, also alles, was er 
von der Georgica her als seine Begleitpflanzen in Symbiose 
kannte, ihn verließen und wo er in düstere Tannenwälder, 
Hochweiden, in Eichendickicht und Moor eintreten sollte. Und 
fast 2000 Jahre später schrieben die Truppenführer Napoleons, 
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