Zweiter Abschnitt. Die Weiterentwicklung des Systems nach Raiffeisens Tode. 93
Behörden und anderen Stellen, sie stehen vielmehr den Genossen-
schaften auf allen Gebieten zur Verfügung, auch in den geschäft-
lichen Fragen. Ist durch Personalunionen oder in sonst geeigneter
Weise dafür gesorgt, daß die Zentralstellen ihre Arbeit nach einheit-
lichen Gesichtspunkten und in enger Zusammenarbeit gestalten, so
liegen genossenschaftliche Selbstverwaltungskörper von hohem Werte
vor. Die eigenartige Arbeitsteilung führt letzten Endes dahin, daß
die kleinen ländlichen Genossenschaften sich für Aufgaben, welche
die große Genossenschaft nach Schulze-Delitzsch durch eigene fachlich
vorgebildete Organe löst, eine gemeinsame Zentralstelle schaffen, die
unter ihrer gemeinschaftlichen Verwaltung steht. So kommt es, daß
die Mißerfolge, welche auch im Genossenschaftswesen nie ausgeblie-
ben sind, sich nach dem’ System der großen Genossenschaften bei die-
sen, nach dem System der kleinen Genossenschaften mehr bei den
wirtschaftlichen Zentralen auswirken.
Zweiter Abschnitt.
Die Weiterentwicklung des Systems nach
Raiffeisens Tode.
Bei Raiffeisens Tode hatten die von ihm geschaffenen Zentral-
stellen ihren Sitz in Neuwied; Zwischenstellen zwischen ihnen und
den Einzelgenossenschaften waren nicht vorhanden. Hierin trat schon
wenige Jahre: nach seinem Ableben die Änderung ein, daß in ver-
schiedenen Teilen des Deutschen Reichs Filialen der Raiffeisenschen
Zentralkasse und der Firma Raiffeisen u. Cons. eingerichtet wurden.
Hierdurch wurde nur das ausgeführt, was Raiffeisen selbst bereits
bei der Gründung vorgesehen hatte.
Zum ersten Male kam aber in das von ihm geschaffene System eine
Unstimmigkeit dadurch hinein, daß die Firma Raiffeisen u. Cons.
infolge der Erweiterung ihrer Aufgaben kreditbedürftig wurde und
den Kredit, entgegen der Satzung, von der Zentralkasse erhielt. Eine
weitere Schwierigkeit erwuchs daraus, daß große Verkaufsgenossen-
schaften entstanden, welche den Darlehenskassenvereinen nicht mehr
angegliedert werden konnten, wie es zu Raiffeisens Lebzeiten mit den
kleinen Winzer- und Molkereigenossenschaften geschehen war. Dem-
nach zeigte Raiffeisens System nunmehr infolge der Schaffung neuer
Genossenschaftsformen Lücken, sofern man den beschrittenen Weg
weitergehen wollte. Für die Finanzierung der sogenannten Betriebs-