Full text: Der mitteldeutsche Industriebezirk

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Gebiete von den höher gelegenen Teilen, in denen sie sich schon 
aus klimatischen Gründen in sehr engen Grenzen halten muß, also 
die Industrie vorherrscht, sehr leicht ist. Leider fallen die Kreis- 
grenzen mit der eben erwähnten natürlichen Grenze nicht zusammen, 
so daß auch die südlichen Teile der in das Gebirge hineinreichenden 
Kreise Meiningen, Hildburghausen usw., in denen die Industrie nur 
eine ganz untergeordnete Rolle spielt, mit in das mitteldeutsche 
Industriegebiet hineingenommen werden müssen. Die Südwest- 
grenze möchten wir dementsprechend im einzelnen so führen, daß 
als noch zum mitteldeutschen Industriebezirk gehörige Grenzkreise 
anzusehen sind: Meiningen, Hildburghausen, Coburg, Lichtenfels, 
Kulmbach, Bayreuth, Wunsiedel, Tirschenreuth. Je weiter nach Süd- 
osten, desto lebhafter werden die Abgrenzungszweifel im einzelnen; 
insbesondere steht das Bezirksamt Tirschenreuth an Industrialisie- 
rung hinter seinen Nachbarkreisen nicht unerheblich zurück; für 
seine Einbeziehung war indessen die Erwägung maßgebend, daß 
das geschlossene Gebiet der mitteldeutschen Porzellanindustrie ge- 
rade dieses Bezirksamt als sehr wichtiges Teilgebiet mitumfaßt. 
Einigermaßen schwierig ist die Abgrenzung des mitteldeutschen 
Industriebezirks nach Nordwesten, da die Mulde zwischen Thüringer 
Wald und Harz einen wirtschaftlich sehr gemischten Charakter 
trägt. Infolge großer Fruchtbarkeit des Bodens gibt es hier Be- 
zirke, die zu den landwirtschaftlich ergiebigsten von ganz Deutsch- 
land gehören (Goldene Aue); andererseits ist auch die Industrie recht 
erheblich, vor allem spielen Kalibergbau und Textilindustrie eine 
recht erhebliche Rolle. Immerhin glauben wir aber doch, daß von 
einem wirklichen Vorherrschen der Industrie in dieser Gegend 
nicht gesprochen werden kann. Die Grenze des mitteldeutschen 
Industriebezirkes wird hier also ungefähr mit der Landesgrenze 
zwischen Preußen und Thüringen zusammenfallen, jedoch unter 
Einbeziehung des Stadt- und Landkreises Erfurt. Es würden damit 
also zum mitteldeutschen Industriegebiet gehören die Kreise Kise- 
nach, Gotha, Erfurt, Weimar; außerhalb desselben würden bleiben: 
Mühlhausen, Langensalza, Weißensee und Eckartsberga, ebenso 
selbstverständlich die thüringische Exklave Sondershausen *). 
1): Die Industrie dieser letztgenannten Kreise ist aber selbstverständlich 
der mitteldeutschen Industrie zugehörig, mit der sie ihrer Eigenart nach 
durchaus zusammengehört. Auf die wichtigsten Einzelindustrien dieser Kreise 
wird deshalb auch in diesem Hefte hingewiesen werden, da es,ja nicht nur 
den mitteldeutschen Industriebezirk, sondern auch die mitteldeutsche In- 
dustrie im weiteren Sinne behandeln soll.
	        
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