gungen sowie den Körper und die körperlichen Dispositionen,
soweit sie mit den geistigen zusammenhängen. Diese psycho-
physische Persönlichkeit soll uns im folgenden vorschweben,
wenn wir schlechthin von Persönlichkeit reden. Sie äußert sich
in unserem Wahrnehmen, Denken, Fühlen, Wünschen, Wollen
und Handeln.
Es kann nun gar kein Zweifel darüber bestehen, daß diese
Persönlichkeit für keinen Menschen eine einmal gegebene Größe
ist, sondern daß sie vielmehr einem steten Wechsel unterworfen
ist, so daß man geradezu den Begriff der momentanen Persön-
lichkeit, d. i. der lediglich in einem bestimmten Moment vor-
handenen Persönlichkeit prägen kann. Eine Komponente dieser
momentanen Persönlichkeit ist natürlich immer die angeborene
Persönlichkeit, welche die angeborenen, für die Gestaltung der
Persönlichkeit wichtigen Dispositionen umfaßt. Diese ange-
borenen. Dispositionen werden aber durch die Erziehung und
andere Erfahrungen beeinflußt. Insoweit die Persönlichkeit nicht
aus angeborenem Besitz, sondern aus diesen Einflüssen der Er-
fahrung resultiert, heißt sie erworbene Persönlichkeit. Natürlich
sind aber die Begriffe der angeborenen und erworbenen Persön-
lichkeit insofern nur Abstraktionen, als sie nur zwei Seiten der
wirklichen Persönlichkeit darstellen, für deren Gestaltung einer-
seits die ursprünglich maßgebenden Dispositionen, andererseits
die Erfahrungen des Lebens wichtig sind. Diejenigen Erfah-
rungen, welche einen Einfluß auf die angeborene Persönlichkeit
ausüben, bezeichne ich als kritische. Ältere kritische Erfah-,
rungen werden im Lauf der Zeit mehr oder weniger unwirksam,
um dem Einfluß neuerer Erfahrungen Platz zu machen. So kann
z. B. die Persönlichkeit eines Menschen infolge des Milieuein-
Äusses ganz und gar sportlichen Interessen hingegeben sein.
Diese Interessen können aber später, z. B. infolge nachhaltiger
Wirkungen von künstlerischen Eindrücken und neuer Umgebung
gänzlich hinter ästhetischen Interessen zurücktreten und schließ-
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