(im Sinne der Logik) über diesen Gegenstand zu fällen 1). Der-
jenige weiß, was Kant geschrieben hat, der den Inhalt und Sinn
seiner Schriften wiedergeben kann, und derjenige weiß, wieviel
Uhr es ist, der es sagen kann, wobei es natürlich gleichgültig ist,
ob dieses „Sagen“ in lauter oder innerlicher Rede oder vielleicht
statt durch Worte durch andere vikariierende Vorgänge statt-
findet. Derjenige, der etwa behauptet er wisse etwas, könne es
aber nicht sagen, will damit nur ausdrücken, daß er momentan
nicht in der Lage ist, das Gewußte von sich zu geben, daß er
aber unter anderen Bedingungen dazu wohl imstande sei. Die
Erziehung zum Wissen besteht nun lediglich darin, daß der Er-
zieher die Persönlichkeit des Zöglings mittels Vorsagens, durch
Lektüre, Lernen u. a. soteinstellt, daß er über das vom Erzieher
gewünschte Wissen verfügt. Die Disziplin, die sich wesentlich
mit den Methoden dieser Einstellung beschäftigt, heißt Didaktik.
Um die Erziehung zum Können handelt es sich z. B. beim Hand-
werk und in der Arbeitsschule, aber auch schon teilweise in der
gewöhnlichen Schule, so beim Schreib-, Rechen- und Zeichen-
unterricht. Auch diese Erziehung zum Können stellt eine Ein-
stellung oder vielmehr vielfache Einstellungen der Persönlich-
keit dar. Auch sie wird von der Didaktik umfaßt. Von ganz be-
sonderer Wichtigkeit für unsere Probleme ist die Erziehung
zum Werten.
Der Wert, den wir den Dingen beilegen, ist sicherlich zum
guten Teil von unserer angeborenen Persönlichkeit abhängig 2).
Wer ein schlechtes Formen- und Farbengedächtnis hat, wird
kein begeisterter Liebhaber der bildenden Künste sein, und große
*) K. Marbe, in den in der vorletzten Anmerkung zitierten Schriften
Experimentell-psychologische Untersuchungen usw. 8. 91 f. und Zur Psycho-
logie des Denkens S. 32 ff,
?) Die Grundtatsachen der Philosophie der Werte habe ich in meiner
„Gleichförmigkeit in der Welt“, München 1919, Bd. 2. S. 152, in all.
gemein verständlicher Form dargestellt.
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