angeborene Handgeschicklichkeit disponiert von vorneherein
auch zur Wertschätzung von Handgeschicklichkeit erfordernden
Berufen. Die Wertung ist aber auch ein Produkt des Milieus, in
dem wir leben, der Lektüre, der Lebenserfahrungen überhaupt
und besonders auch der Erziehung. Auch der Erzieher stellt un-
willkürlich oder willkürlich die Persönlichkeit des Zöglings im
Sinne gewisser Wertungen ein. Gewinnt er z. B. dem Zögling
gegenüber die erforderliche autoritative Stellung, so wird dieser
seine Wertmaßstäbe meist ohne weiteres denen des Erziehers
unwillkürlich anpassen. Der Erzieher kann aber auch „das Wert-
leben“ des Zöglings ganz willkürlich und systematisch beein-
flussen, so z. B. wenn er ihm mit starker Betonung ihres Wertes
immer wieder bestimmte, in gewisser Hinsicht gleichartig
charakterisierte Persönlichkeiten aus der Gegenwart und Ge-
schichte vorführt. Auch die bloße stete Wiederholung von Wert-
urteilen kann im Zögling lange vorhaltende Wertungen begrün-
den. Denn der Mensch und insbesondere das Kind neigt über-
haupt und auch in seinen Wertungen sehr zur Nachahmung der
Mitmenschen und zum Glauben an das, was ihm immer wieder
vorgesagt wird, besonders wenn dies von autoritativer Seite ge-
schieht. Als einmal auf einem Ästhetikerkongreß (Berlin 1913)
die Frage diskutiert wurde, wie sich die Wertschätzung der
Dichter verbreite, bemerkte ich, daß die meisten zu ihrem Ur-
teil durch andere veranlaßt würden und daß ich schon „gewußt“
hätte, daß Goethe der größte deutsche Dichter und Shakespeare
der bedeutendste Dramatiker sei, bevor ich eine Zeile von diesen
Autoren gelesen hätte.
Mit der Erziehung zum Werten hängt die zum Wollen und
Handeln aufs engste zusammen. Denn als Zwecke unseres Wol-
lens und Handelns kommen nur solche Ziele in Betracht, denen
wir auch einen Wert beilegen. Aber die Erziehung vollzieht
freilich auch unmittelbare Einstellungen zum Wollen und Han-
deln, so z. B. wenn der Erzieher den Zögling durch Zureden,
1)
1