wissenschaft, der systematischen Selbstwahrnehmung und der
systematischen Beobachtung und durch die Verwendung der Sta-
tistik. Sie ging aus von mehr an der Außenseite der geistigen
Vorgänge liegenden Fragen, wie dem besonders von Fechner be-
handelten. Problem der Empfindlichkeit des Menschen gegenüber
äußeren Reizen. Sie erstreckt sich aber in der Gegenwart auch
auf die zentralsten psychischen Vorgänge, wie die des logischen
Denkens 1). Sie umfaßt heutzutage auch tierpsychologische Unter-
suchungen und diejenigen Reaktionen der Pflanzen, die analog
wie die Reaktionen beseelter Wesen verlaufen, — Dinge, die frei-
lich in unserem Zusammenhang kein Interesse besitzen. Erst die
modernen Methoden haben die Psychologie zu sicheren Erkennt-
nissen geführt.
Auch die moderne Psychologie war aber zunächst fast aus-
schließlich eine rein theoretische, vom praktischen Leben weit ab-
liegende Disziplin. Eine engere Fühlung der Psychologie zum
Leben datiert erst von der Zeit an, da gewisse psychologische Er-
gebnisse eine unmittelbare pädagogische Verwertung zuzulassen
schienen. Hermann Ebbinghaus, der Begründer der wissenschaft-
lichen Gedächtnispsychologie, hat im Jahre 1885 auf Grund von
experimentellen Untersuchungen gezeigt, daß bei einer größeren
Anzahl von Wiederholungen eines Lernstoffes eine Verteilung
der Wiederholungen über einen größeren Zeitraum für das Be-
halten des Stoffs vorteilhafter ist als eine Kumulierung der
Wiederholungen innerhalb einer bestimmten kürzeren Zeit, und
schon Ebbinghaus hat diesen psychologischen Tatbestand mit der
*) Die systematische experimentelle Untersuchung des logischen Denkens
datiert von meiner Schrift „Experimentell-psychologische Untersuchungen
über das Urteil. Eine Einleitung in die Logik“, Leipzig 1901. An diese
Schrift schloß sich später die Denkpsychologie der Külpeschen Schule an.
Hierüber sowie über mein Verhältnis zu Külpe vgl. meinen Aufsatz „Zur
Psychologie des Denkens“, Fortschritte der Psychologie und ihrer An-
wendungen. Bd. 3 (1915). S, 1ff.
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