Full text: Vom Wirtschaftsgeist in Amerika

2 Gleichförmigkeit des amerikanischen Menschentypus 
„reiner Stumpfsinn ist, von einer zur andern zu reisen“ 1, 
Wenn es auch gewisse Unterschiede gibt, wie sie durch Boden- 
konfiguration und Klima erzeugt werden, so daß etwa in den 
Städten am Stillen Ozean mit ihrer Sonne, ihrem Auf und 
Ab von Hügeln und Tälern die Öde der Industrieorte des 
Ostens, „mit deren Trostlosigkeit sich nicht einmal die Salz- 
wüste vergleichen läßt‘ 2, nicht aufkommen kann, so sind doch 
die Verschiedenheiten im wesentlichen nur quantitativer Art. 
Auch die kleineren Ortschaften besitzen keine eigene Physio- 
gnomie, sind nur Großstädte in verringerter Dimension : mögen 
sie auch bisher nichts weiter haben als ihre „Hauptstraße“, 
mögen sie aussehen wie „internationale Ausstellungen eine 
Woche vor der Eröffnung“ 3, es ist der Ehrgeiz einer jeden, sich 
zu einer Metropole auszuwachsen und die älteren Konkurrenten 
zu überbieten und zu übersteigern. Wie das Äußere der Häuser, 
die nur zu oft fertig aus der Fabrik bezogen werden, einem 
konventionellen Stil unterworfen ist, so läßt auch ihr Inneres 
nirgends die Persönlichkeit des Erbauers oder Besitzers her- 
austreten. Überall trifft man auf die gleichen Gegenstände, 
alles ist Massenware: „You furnish the girl, we’ll furnish 
the home“ kann eine Möbelfabrik annoncieren%. Man be- 
trachtet die Menschen. Alle sind gut gekleidet, aber das Schema 
regiert auch hier. So gut wie alle tragen Anzüge, die in 
der Fabrik hergestellt sind, „reach-me-downs‘‘, wie man sie 
nennt, und auch die Frauen machen keine Ausnahme. Auch 
sonst, in Hüten, Kragen, Stiefeln, dieselbe Uniformisierung, 
dieselbe Unterwerfung unter das, was gerade auf den Markt
	        
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