Full text: Vom Wirtschaftsgeist in Amerika

14 Sieg des nördlichen Wirtschaftsgeistes 
Bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts hinein folg- 
ten von Ost nach West mehrere Kulturstadien aufeinander, und 
auch noch gegenwärtig ist der Unterschied zwischen dem alt- 
besiedelten und dem jungbesiedelten Land nicht zum Ver- 
schwinden gekommen. Der Westen hat für den Bewohner des 
Ostens immer noch etwas von dem wilden Westen behalten, 
der Westerner gilt ihm als ungeschliffen, roh, materiell, 
während dieser den Osten für rückständig und allzu verfeinert 
hält und seine besseren Manieren als eine Kapitulation vor dem 
Geiste der Servilität ansieht 14, 
Gesiegthat der Geist des Nordens, aber eben in 
jener Umbildung, die er im Westen erfahren 
hatte. Er ist zu dem für die Vereinigten Staaten typischen 
geworden, und was vor 100 Jahren ein so ausgezeichneter Be- 
obachter wie Chevalier prophezeien zu können glaubte, ist 
eingetreten: „der westliche Typus, dessen Konturen noch so 
unsicher wie seine Zukunft sind, erscheint dazu bestimmt, 
die andern beiden zu beherrschen 15. Der kapitalistische Wirt- 
schaftsgeist hat sich völlig frei in dem Gebiete der Vereinigten 
Staaten entfalten können, er brauchte keine anderen Wirt- 
schaftssysteme, keinen anderen Wirtschaftsgeist beiseite zu 
schieben, die sich seiner Ausbreitung in den Weg stellen konn- 
ten. Er fand hier ein Betätigungsfeld von einer Großartigkeit 
vor, wie es sich ihm noch nirgends geboten hatte, und der Er- 
folg übertraf alles, was man für möglich gehalten hatte: so 
konnte ihm auch keinerlei Gegnerschaft erwachsen. Er voll- 
brachte die erste Kolonisation großen Stiles, und was er in
	        
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