Optimismus des Amerikaners 15
Amerika an neuen Zügen aufgenommen hat, hängt aufs engste
mit der Neulandkulter zusammen, ist Pionier- und Grenzer-
geist; es sind die Tugenden und Fehler eines jungen Volkes.
Die spezifisch nordamerikanische Färbung ist dabei aufs
stärkste durch das Vorwalten angelsächsischer Kulturauf-
fassung beeinflußt worden; vieles von dem, was sie auszeich-
net, findet man in allen wirtschaftlichen Neuländern wieder,
man braucht aber nur an Südamerika zu denken,*um sogleich
der Verschiedenheiten gewahr zu werden, wie sie südeuro-
päische Welt- und Lebensanschauung herbeiführen mußte.
Nous vivons selon nos morts: Der Europäer lebt in der
Vergangenheit und in der Gegenwart, der Amerikaner
hält den Blick ständig auf die Zukunft gerichtet.
Mit ihm erst beginnt die Geschichte, mit dem Boden, den er
betrat, verband sich keine Erinnerung an voraufgegangene
Geschlechter, erst er verlieh ihm den Wert. Die Vergangenheit
bedeutet nichts, sie ist das Überwundene, das im besten Falle
zeigen kann, wie es besser zu machen ist. Der Amerikaner ist
ein durch nichts zu beirrender Optimist. Er ist verwöhnt,
der. Erfolg gilt ihm als das Normale, Mißerfolge und Rück-
Schläge werden rasch vergessen. Auch eine Katastrophe ver-
mag ihn nicht niederzudrücken, steigert nur seine Aktivität.
Wenige Tage nach dem zerstörenden Erdbeben und Brande von
San Franzisko konnte man an den Laternen Tafeln mit der
Aufschrift sehen: Don’t talk earthquake, talk business! Vor