Full text: Vom Wirtschaftsgeist in Amerika

z6 Überheblichkeit und Nationalstolz 
keiner Schwierigkeit schreckt er zurück, das Wort „unmöglich“ 
existiert ihm nicht, er sieht der Zukunft mit fester Zuver- 
sicht entgegen und ist überzeugt, daß das kommende Jahr 
noch besser werden werde als das vergangene. Dieser un- 
fundierte Optimismus, der in die Welt blickt wie ein Kind, ist 
es ja, der vielen den Umgang mit Amerikanern so außer- 
ordentlich angenehm macht; die gute Laune, ‚das niemals 
Ärgerlichwerden, das Fehlen der Schärfe und alles Ver- 
letzenden in ihrem Humor fallen einem jeden auf. Aber der 
Amerikaner arbeitet auch selbst bewußt darauf hin, daß alles, 
was seine heitere Grundstimmung stören könnte, von ihm 
ferngehalten wird. So wie er sich durch die Booster-Clubs 
eine gute wirtschaftliche Atmosphäre zu schaffen sucht, so 
will er nur von fröhlichen Menschen umgeben sein und überall 
nur heitere Gesichter um sich sehen; das „keep-smiling“, 
eine Aufforderung, die man oft an öffentlichen Stellen an- 
gebracht findet, soll für jeden gelten, der zu ihm in Berührung 
tritt. Wenn er einen Roman liest, wenn er ein Theaterstück 
oder einen Film sieht, so will er, daß nichts geschieht, was 
ihn bedrücken könnte, und verlangt ein „happy-ending“; 
sogar Kipling wurde von seinem Verleger gezwungen, einem 
seiner Romane ein solches anzuflicken 16. 
DerAmerikaner glaubt an die Missiondes eige- 
nen Volkes und setzt zwischen sich und alle anderen Völker 
eine beträchtliche Distanz. „Was ist die Herrlichkeit Roms und 
Jerusalems, wo alle Völker und Rassen zusammenkommen, um 
anzubeten und rückwärts zu blicken, verglichen mit der Herr-
	        
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