6. Das Verkehrswesen Bulgariens.
Alt- Bulgarien hatte 1424 Kilometer Landgrenze und
815 Kilometer Wassergrenze: 471 an der Donau und 344
am Schwarzen Meer. Der kleinere Teil des Landes grenzte
also an schiffbare Gewässer und hatte dadurch von Natur
die Möglichkeit, leichtere Fühlung mit anderen Mächten zu
gewinnen. Der größere Teil war in dem gebirgigen Lande
dem Weltverkehr entrückt und mußte erst durch Eisenbahnen
und Kunststraßen erschlossen werden.
Als eine englische Gesellschaft den Bau der ersten
Eisenbahn auf bulgarischem Boden in die Hand nahm und
technisch recht oberflächlich durchführte, geschah es nicht unter
Berücksichtigung der eigenen Wirtschaftsinteressen Bul-
gariens, sondern lediglich, um durch die Linie Rustschuk-
Warna den Verkehr aus den Donaugebieten bzw. Nord-
West - Europa nach Konstantinopel abzukürzen. Diesem
Zweck diente dann weiter auch die Linie Zarigrad-Sofia-
Philippopel-Adrianopel, die dauernd die Hauptrtverkehrs-
ader über den Balkan blieb und die Verbindung der mittel-
und südosteuropäischen Hauptstädte untereinander vermittelt.
Neben dieser Hauptlinie des internationalen Verkehrs sind
für das bulgarische Wirtschaftsleben vor allen Dingen jene
Linien von Wichtigkeit, die das Innere des Landes in Ver-
bindung bringen mit seinen Häfen am Schwarzen Meer
sowohl wie an der Donau.
Unter diesem entscheidenden Gesichtspunkt gliedert sich
das bulgarische Eisenbahnnetz in der Weise, daß zwei Grund-
[linien nördlich und südlich des Balkan nach Warna und
Burgas führen, die ihren Ausgang beide in der Landes-
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