Oberschlesische Probleme
vor und nach der Grenzziehung.
Von Oberbürgermeister Dr. Lukaschek, Hinden-
burg. Bis April 1927 Mitglied der Gemischten Kom-
mission für Oberschlesien.
Meine sehr verehrten Herren!
ie sind gestern von Ihrem Tagungsorte Bad Salz-
CS brunn aus kommend mit der Bahn an den Sudeten
entlang hierher gefahren und sind damit, vielleicht
ohne es zu wissen, den Weg gewallt, den die ger-
manıschen Siedler des 13. und 14. Jahrhunderts vor
Ihnen gegangen sind. Sie sind durch reiches Land
gefahren, bis sie an die Oder gekommen sind und
bei Cosel, der Festung, die durch ihre Verteidigung
im Jahre 1806 berühmt geworden ist, die Oder über-
Schritten haben. Von dort ist dann Ihre Fahrt durch
dürftiges Land bis hierher gegangen. Die Landschaft
hat Ihnen sicherlich keinen besonderen Eindruck hinter-
lassen; vielleicht ist dem einen oder anderen Herrn
aus dem Westen aufgefallen, daß es hier weiträumiger
aussieht. Vielleicht aber hat der Annaberg kurz vor
Kandrzin zu Ihnen seinen Gruß herübergeschickt, der
seit dem Heldenkampf des Selbstschutzes um. ihn im
Polenaufstand des Jahres 1921 zum Ort; und dem
einzigen Ort eines Heldenkampfes geworden und den
deutschen OÖberschlesiern auch deshalb geheiligt ist.
Es ist Ihnen kein Vorwurf daraus zu machen, daß
Ihnen nichts weiter Bemerkenswertes aufgefallen ist.
Es ist in Oberschlesien anders wie es im Westen
Deutschlands ist. Es ist Oberschlesien nicht der histo-
rische Boden, wie es das Rheinland ist, in dem die