Full text: Die Bedeutung des "Nationalen Systems" für die Vergangenheit und für die Gegenwart

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usw. unserem nationalen Boden mit ständig steigendem Mehr- 
aufwand nationaler Arbeit — die den Fertigindustrien, den 
Exportgewerben, verlorengeht — zu entlocken. Doch was sich 
tun läßt, diese Notwendigkeit zu bannen, wenigstens einzukreisen, 
muß getan werden. 
„ Nur durch eine Politik, die entschlossen, folgerichtig, auf 
Steigerung des Fabrikatenexports Deutschlands abzielt; nur durch 
eine Politik, die mit List sich zum Grundsatz macht, Produkte, 
welche die Nation »besser und billiger vermittelst der internatio- 
nalen Arbeitsteilung sich verschaffen kann« — d.h. für uns: be- 
sonders Lebensmittel und Materialien — im Wege des Imports 
zu ‚erlangen, kann unsere verelendete Wirtschaft als ganze 
wieder gesunden. Nicht durch eine Politik, die einerseits, indem 
sie sich müht um Steigerung des Fabrikatenexports, auf Besserung, 
anderseits, indem sie sich müht um Senkung des Imports von 
Lebensmitteln und Materialien, auf Verschlimmerung des Übels 
der Übervölkerung hinwirkt — die, was sie mit der einen Hand 
gibt, mit der andern Hand wieder nimmt*. Nicht durch eine 
Politik, die, indem sie sich bestrebt, allen Sonderinteressen gleich- 
mäßig gerecht zu werden, das nationale Interesse hindert, zu 
seinem Recht zu kommen. 
Zurück zu List! Was er zum Thema des Erziehungsschutzes 
ausführt, ist für das Deutschland der Gegenwart ohne Belang. Von 
desto größerem Belang ist der Kernsatz des Nationalen Systems, 
daß ein Volk — das eine gewisse Ziffer überschritten hat, daher 
das Bodengesetz verspürt; dessen Ziffer weiter wächst mit der Folge, 
daß, bei weiterer Forcierung der nationalen Bodenproduktion, 
das Bodengesetz immer kräftiger fühlbar zu werden droht — 
desto reicher und mächtiger wird (oder, wie es leider für uns zu 
lauten hat: desto weniger arm und weniger ohnmächtig), je mehr 
es Fabrikate exportiert, Lebensmittel und Materialien importiert! 
Lesen Sie List, meine Damen und Herren, trotz aller Be- 
schwerden, die Ihnen das Studium verursachen dürfte, Über- 
schlagen Sie die weitschweifigen, durch stete Wiederholungen 
ermüdenden historischen Exkurse, wo er beweist — zu beweisen 
versucht —, daß industriell rückständige Nationen ihre Industrie 
nur dank Erziehungsschutz hochzubringen imstande gewesen 
1 Wie wenig man sich über die Inkonsequenz der offiziellen Handels- 
politik klar ist, zeigt das Gerede von der Wohltat einer Stärkung der Kaufkraft 
der Landwirtschaft durch den Zollschutz: was dieser an Kaufkraft zugespielt 
wird, wird denen, welche Korn usw. teurer bezahlen, an Kaufkraft entzogen. 
Die nationale Kaufkraft wird nur gestärkt durch Steigerung der nationalen 
Produktivität, welche der Freihandel ermöglicht.
	        
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