Full text: Das Interesse der Geschäftswelt an einer gesunden Währung

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tion selbst vor ihrem Zusammenbruch im Jahre 1923 nur von Wenigen er- 
kannt, dass ihre Kennzeichnung als Volksbetrug bis in das Jahr 1923 
hinein verfehmnt war, dass alle Warnungen und Mahnungen nicht nur 
von den massgebenden Personen, sondern auch von den Opfern der Pa- 
piermark= Inflation in den Wind geschlagen wurden. Ich komme auf 
jie Person des Reichsbankpräsidenten Havenstein deswegen. zu 8Spre- 
ohen, weil sein Nachfolger Dr. Schacht in seinem Buche "Die Stabi- 
lisierung der Mark" von ihm sagt, dass er kein ausgesprochener Wäh- 
rungstheoretiker gewesen sel. Die Kritik ist durchaus zutreffend, 
doch muss der Gerechtigkeit halber bemerkt werden, dass Dr. Schacht 
auch nicht gerade viel auf Währungstheorie gibt. Denn in dem näm- 
lichen Buche schreibt er: "Ich habe mich auf theoretische Auseinan- 
dersetzungen weder mit den Nominalisten noch mit den Indexwährungs- 
theoretikern jemals eingelassen und habe immer ganz offen ausgespro- 
shen, dass ich von Währungstheorien allein nicht viel halte, dass 
ich aber jederzeit bereit sein würde, diejenige Währung anzunehmen, 
Aie von Amerika und England angenommen würde.” In dieser Äusserung 
liegt eine Geringschätzung der Währungstheorie; beide, Schacht und 
Havenstein,s sind in dieser Beziehung miteinander verwandt, aber man 
kann weder Havenstein für die Papiermark= Inflation verantwortlich 
machen, noch den jetzigen Reichsbankpräsidenten für die zur Zeit 
herrschende Währung. Was fehlte, das war das Verständnis für das wäh- 
rungspolitische Problem in den führenden Schichten Deutschlands, in 
ler Regierung, im Reichstag, bei den massgebenden Persönlichkeiten 
les Wirtschaftslebens, vor allem auch bei den Direktoren der grossen 
3anken. Einen Einzelnen herausgreifen und verantwortlich machen zu 
wollen, ist zwecklos, Wir hatten Ende 1923 die Möglichkeit, eine 
gesunde Währung zu schaffen. Die sachlichen Voraussetzungen waren 
durchaus gegeben, nur fehlte es in dem Kreis von Personen, die die 
Vährungssanierung, wie sie heute ist, durchführten, an dem währungs- 
theoretischen und volkswirtschaftlichen Verständnis für die Lösung 
ler Aufgabe. 
Wie gering dieses Verständnis war, kann man an der Wert- 
Schätzung ermessen, die dem Helfferich’schen Projekt der Roggenmark 
zuteil wurde, Dr, Schacht bekannte sich zwar stets als einen Gegner 
lieses Projektes, obgleich er späterhin die Rentenmark in Kauf nahm, 
Aber nichtsdestoweniger versteigt er sich zu der Behauptung, dass 
in dem Helfferich’schen Entwurf insofern etwas ganz Grosses gele- 
gen habe, dem die Bezeichnung genial nicht abgesprochen werden kön- 
ne, als er nämlich ein Geld vorgeschlagen habe, welches von vorn- 
herein innerpolitisch bei dem regierungsfeindlichen Teil der Bevöl- 
kerung, der die Versorgung mit Lebensmitteln in der Hand hatte, be- 
goisterte Zustimmung ausgelöst habe. Und Dr. Schacht fährt fort: 
Nicht nur, weil der Helfferich’sche Entwurf den parteipolitischen
	        
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