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tes von Einfuhr und Ausfuhr ein Mehr zu Gunsten der Ausfuhr ergebe,
so werde dies ohne weiteres als ein Aktivum für Deutschlands Volks-
yirtschaft gebucht. Es werde aber dabei nicht bedacht, dass dieses
Aktivum vielfach durch eine Ausfuhr entstanden ist, bei der so gut
vie nichts verdient worden ist. In vielen Fällen läge das Verhältnis
3ogar so; dass im Ausland merklich unter den Inlandspreisen verkauft
werden müsste, die Warenhersteller dafür den Inlandspreis um so stär-
ker hinaufschrauben müssten, um die Verluste im Auslandsgeschäft
ausgleichen zu können. Die Ausfuhr ist also der Mange und dem Ver-
iienst nach unzureichend, die Folge dieses Umstandes 1st eins wach-
sende Konkurrenz auf dem Inlandsmarkt, wo heute ein weit stärkerer
Prozentsatz der Produktion abgesetzt werden soll als früher. Bis zu
yelchem Grade die Differenzen zwischen Inlands= und Auslandspreisen
gehen, dafür ein paar Beispiele. Ende Oktober 1926 wurde als Preis
pro Tonne in Mark notiert für folgende Produkte der Eisenindustrie:
Inlandspreis Weltmarktpreis Differenz
Rohblöcke 100 B3 17
Vorblöcke 1058 . 31,50 13,50
Knüppel 112,50 d8 14,50
Grobbleche 148,90 120 28,90
Mittelbleche 140 127 13
Feinbleche 150-155 135 15-20
Formeisen 431 103 28
Stabeisen 134 105,50 28,50
Bandeisen 154 121,50 82,50
Falzdraht 139,30. 112 274,30
Ein anderes Beispiel aus der Zuckerwarenindustrie: deutscher Zucker
kostet der Dz mit Steuer 74 M ab nächster Fabrik, Ohne Steuer 53 M,
Auslandszucker stellt sich dagegen am Ort der deutschen Verarbei-
tung auf 39 M.
Die Folge des schwachen Exports ist eine Überfüllung des
deutschen Marktes mit Ware, die nur zu gedrückten Preisen abgesetzt
yerden kann. Von einem sehr grossen Unternehmen wird mir berichtet,
dass es früher 55 % seiner Erzeugung im Ausland absetzte, heute nur
noch einen geringen Bruchteil dieses Prozentsatzes. Für den deut-
schen Markt ist daher die Zahl der vorhandenen Produktionsstätten und
ihrer Leistungsfähigkeit viel zu gross. Die Betriebe sind gezwungen,
im Interesse ihrer Fabrikationseinrichtungen und des ganzen Verwal-
tungs= und Arbeiterapparates zu versuchen, den weitaus grössten Teil
ihrer Produktion im Inlande abzusetzen, Daraus ergibt sich für den
inneren Markt, der vor allem infolge schwächerer Kaufkraft der länd-
lichen und auch gewerblichen Bevölkerung aufnahmeschwächer wird,
eine offene oder latente Überproduktion. Entweder ist die Produk-
tion grösser als die Aufnahmefähigkeit des Binnenmarktes, oder aber