GWK
WEN
2181 win 30, 3. Sb
Strukturwandlungen der Weltwirtschaft
13
von 54 auf 42 %, Aluminium von 51 auf 42 %. Bei sämtlichen hier
genannten Zahlen ist allerdings zu beachten, daß sie nur bis zu einem
gewissen Grade als Ausdruck für wirkliche . Strukturwandlungen zu
werten sind, und daß ein nicht geringer Teil der durch sie angezeigten
Veränderungen konjunkturell bedingt ist.
Ein grundlegender Strukturwandel hat sich im letzten Jahrzehnt in
der Kautschukproduktion vollzogen. Vor 25 Jahren hatte Brasilien
mit seinem wilden Kautschuk eine fast absolute Monopolstellung. Im
Jahre 1900 entfielen von der Weltproduktion an Kautschuk in Höhe von
54 000 t nur 4000 t auf plantagenmäßig gewonnenen Kautschuk. Im
Jahre 1913 betrug dessen Anteil bei einer Gesamtproduktion von 109 000 t
schon 48 %,. Im Jahre 1925 kamen bei einer Weltproduktion von etwa
470 000 t auf Plantagenkautschuk 440 000 t! Dieses hat zu bedeutsamen
Wandlungen in der Stellung der verschiedenen Raumwirtschaften zu-
einander geführt. Indisch-Asien hat als Rohstofflieferant für etliche
der wichtigsten Industrien in der Alten und der Neuen Welt eine Vormacht-
stellung erhalten. Die hauptsächlichsten Produktionsgebiete des Plan-
tagenkautschuks sind (in der Reihe ihrer Produktionszahlen): Malaiische
Staaten, Niederländisch-Indien und Ceylon mit insgesamt 90 °%, der
Weltproduktion. Diese Entwicklung hat ausgesprochen kapitalistischen
Charakter. Sie stand und steht unter der Führung Englands, doch spielt
auch das niederländische Kapital in ihr eine beträchtliche Rolle; die
Vereinigten Staaten dagegen sind unbedeutend beteiligt und versuchen
erst neuerdings, ihren Einfluß auf die Kautschukwirtschaft der Welt zu ver-
stärken. Dies vor allem deshalb, weil sich in ihr neuerdings Monopol-
erscheinungen geltend gemacht haben, die das Grandioseste sind, was
bisher auf diesem Gebiete überhaupt geleistet worden ist. Auch darauf
wird zurückzukommen sein.
Fundamentale Umwälzungen haben im letzten Jahrzehnt auf dem
Gebiet der Seidenproduktion stattgefunden. Ich meine den Siegeslauf
der Kunstseide, die um die Jahrhundertwende marktmäßig überhaupt
nicht vorhanden war und im Jahre 1913 erst ein Drittel der. Produktion
von Naturseide ausmachte. Im ‚Jahre 1925 hingegen wurden in den
Welthandel gebracht (den Eigenverbrauch Ostasiens nicht mitgerechnet)
etwa 40 000 t Naturseide und annähernd 80 000 t Kunstseide gegen
12 000 t im Jahre 1913. Die Führung hatte in der Vorkriegszeit Deutsch-
land; die Vereinigten Staaten kamen erst an sechster Stelle. Heute
Stehen diese auch hier an der Spitze. Von der Weltproduktion an
Kunstseide entfallen auf die Vereinigten Staaten etwa 28 %/,, auf England
16 %, auf Deutschland 15%, auf Frankreich 14,5 %. Verbraucht
wird die gesamte Weltproduktion mehr als zur Hälfte von den Vereinigten
Staaten.