und ihr Ergebnis,
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Trog aller diejer den Sutsherren gewährten Vergünitigungen liefen bei
der Ausführung des Werkes mancherlei MenfchHlichkeiten unter. Manche
Kolonie blieb auf dem Papier ftehen, nachdem ihr Gründer fidh die {taatliche
Unterftügung in die Tafcdhe geftedt hatte; andere SGutsherren bauten Potem-
finjdhe Dörfer. Übel genug {tand e& noch nad Jahren und Jahrzehnten um
manche diefer Gründungen, und die meiften konnten bis zur Gegenwart
wegen der Diürftigkeit des Aders, der geringen Zahl der Stellen im Dorfe
und der Waldentlegenheit des Ortes zu keinem Sedeihen gelangen. IJmmer-
bin entftanden, zum Teil dadurch, daß man in den achtziger und neunziger
Sahren noch manche der [hHon in den fiebziger Jahren geplanten und dem
Staat aufgerechneten Kolonien nachträglih anlegte, bis zum Ende Des
18. Jahrhundert3 etiva 140 derartiger Kolonien in Polnifh-Cchlefien und
71 in DeutfH-CchHlefien.
Neben der Begründung diejer neuen Dörfer ging die Errichtung neuer
Häuslerftellen in den alten Dsrfern zum Teil mit ftaatlicher Unterftükgung,
zum weitaus größten Teil auf eigene Kofjten der Sutsherren weiter. Diefer
Prozeß hörte Feineswegs, wie man bisher annahm, mit dem Tode Friedrichs
des Großen auf, fondern nahın von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer größeren
Unfang an, fo daß [Hließlih fehr viel mehr Kleinftellen aus freien CStüden
durch die Gutsherren als durch ftaatlidhe Hilfe gefchaffen wurden. Die
amtliche Statijtif weiß bon einem durch die Anlage der Kolonien wie der
neuen Häuslerjtellen gezeitigten SGejamtgeivinn von mehr als 25000
Stellen in den Jahren 1742—1805 zu berichten; wir werden [päter felt-
Nellen, daß das Ergebnis tatfächlich noch fehr viel größer war. Int Zeitalter
der Hörigieit haben alfo die Gutsherren, da fie wußten, daß ihnen die an-
gefiedelten Landarbeiter mit ihren Arbeitskräften zur Verfiigung Itanden,
im Itärfiten Make innere Kolonifation aetrieben?).
$ 2. Die Anlage von Urbaren,
Zroßg der Zunahme der Arbeitskräfte infolge der natürlichen Be-
völferungsvbermehrung und des Zuzugs von Ausländern in jene Kolonien,
trog der Anfiedelung von fo vielen Landarbeitern und der ihHnen dadurch ge-
währten Möglichkeit, zu heiraten und weiter zum Anivachfen der Bevölkerung
beizutragen, übertraf infolge des gewaltigen Auffdhmwungs der Landwirtichaft
die Nachfrage das Angebot {tark; dadırrh wuchs die Neigung der Gutsbefiber
zur Steigerung oder befferen Ausnugung der Krondienite und der anderen
1) Val. das Nähere in meinem YWufflaß: Die innere Kolonifjation im alt:
preußifjdhen Schlefien in d. Zeit{dhr. d. Ber. f. GefdH. Schlefiens, Bd. 48 (Breslau 1914),
S. 113 ff. Ferner Ih. Schönborn, Neurode. Gefch. e. Gründung Friedrichs d. Gr. im
Liegniger Stadtforft, 1924, u. I. Schwieder, D. foziale Struktur, S. 76 ff. — Über
bie Errichtung zahlreicher Kleinftellen in Böhmen fiehe Grünberg, Bauernbefreiung,
BD. I, S. 190