Full text: Der historische Materialismus

Das erkennt jeder, nicht wahr? Es ist wahrlich auch 
nicht schwer zu erkennen. Die Klassen sind weiter von— 
einander entfernt, der jetzige Klassenkampf ist een um⸗ 
fassender und liefer als vor fünfzig Jahren. Die Kluft hat 
ich jedes Jahr erweitert und vertieft und wird immer 
größer Und es ist klar und deutlich, daß die Ursache davon 
die Technik ist. 
Die materielle Seite der Sache, die wir erklären wol— 
len, ist also leicht zu ersehen. Braucht man viel Worte, um 
dem Sohn eines sachsischen oder westfälischen Bauern, der 
Fabrikarbeiler wurde, zu erklären, daß er das durch die 
Zechnik, durch die neue Produktionsweise werden mußte? 
Daß es für b im Kleinbetrieb keine Aussichten gab, daß 
der heutige Konkurrenzkampf zu schwer, das erforderliche 
Kapllal zu groß war, daß nur noch wenige im Kleinbetrieb 
Ersolg haben, die große Menge aber erfolglos wirtschaften 
mußẽ Großes Kapital ist große Technik; wer ist imstande, 
es mit der großen Technik aufzunehmen? Der moderne 
Arbeiter suͤhlt ganz gut, daß die mäterielle Lage, die 
durftige Nahrung, die schlechte Wohnung, die ärmliche 
Kleidung für ihn für seine Klasse eine Folge der neuen 
Produktonsverhaltnisse bilden, die durch die neue Technik 
us den alten Produktionsverhältnissen herausgewachsen 
sind Es st nicht schwer, das mater ie lle Sein aller 
Klassen in deutlichem Zusammenhang mit den Eigentums— 
und Produktionsberhenltnissen, also mit den Produktiv⸗ 
kraͤsten zu sehen. Niemand kaun länger die kosthare Klei⸗ 
dung, die gute Nahrung, die hochherrschaftliche Wohnung 
des Fabrikanten eine Gabe Gottes nennen, denn es ist klar, 
daß er sich sein Wohlleben und sein Vermögen durch Aus⸗ 
beutung erworben hat Niemand kann länger im Konkurs 
des Kaufmanns oder des Spekulanten die Prädestination“ 
die „Vorherbeftimmung“ sehen, denn in der Produlkten— 
und e laßl sich die Ursache finden, die seinen Fall 
derurfachte Riemand kann mehr vom Zorn des Himmels 
reden, wenn ein Arbeiter von monatelanger Arbeitslosig— 
keit, bon Krankheit und fortwährendem Elend betroffen 
wird, denn die natürlichen oder besser gesell— 
schaf klichen Ursachen davon, die alle in der neuen 
Tochnik wurzeln, sind, wenigstens dem Arbeiter, genügend 
bekannt. Es geht auch nicht mehr an, daß man die per— 
sonlichen Geistesgaben oder den Charakter des einzelnen 
Ar Wohlfahrt oder Unglück verantwortlich macht, denn im 
Mes vetdrangenden Großbetrieb können Millionen mit 
den trefflichsten Gaben nicht emporkommen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.