Weltwirtschaft und Weltwirtschaftskonferenz. 13
Wanderungen, der Aufteilung der Rohstoffe und des Verhältnisses zwi-
schen Kapital und Arbeit von vornherein vom Programm der Konfe-
renz ausgeschieden wurden. Die Vollsitzung des Völkerbundes hat nach
einer mehrtägigen Kommissionsdebatte am 24. September 1925. den
französischen Antrag angenommen und erklärt, „sie sei fest entschlos-
sen, alle zur Sicherung der Herrschaft des Friedens geeigneten Mittel
zu erforschen, und da nach ihrer Überzeugung der Wirtschaftsfrieden
in bedeutendem Maße zur Sicherung der Völker beitragen werde, lege
sie wert auf die Untersuchung jener wirtschaftlichen Schwierigkeiten,
die dem allgemeinen Wohlergehen im Wege stehen, sowie jener Mittel,
die geeignet sind, diese Schwierigkeiten wegzuräumen und Zusammen-
stößen vorzubeugen‘‘ 1).
Auf der prinzipiellen Grundlage dieses Beschlusses wurde die Vor-
bereitung der Konferenz von 35 Fachleuten in Angriff genommen,
die den verschiedensten Zweigen der Gesellschaft und des Wirtschafts-
lebens entnommen waren und 22 Nationen vertraten. Das Vorberei-
tungskomitee hatte eine doppelte Aufgabe. Es hatte einerseits das Pro-
gramm der Konferenz zu entwerfen und das zu einer erfolgreichen Be-
ratung notwendige Material zu sammeln, andererseits die zur Orien-
tierung der Konferenzmitglieder erwünschten Studien vorzubereiten und
den Mitgliedern der Konferenz zur Verfügung zu stellen.
Das Komitee hat seine Arbeit im November 1926 beendigt. Es hat
das Programm der Konferenz fertiggestellt und den ersten Teil des Vor-
bereitungsmaterials veröffentlicht. Ausgehend davon, daß eine allge-
meine Wirtschaftskonferenz Gelegenheit zur Besprechung sämtlicher
wichtiger Probleme der Weltwirtschaft, dabei aber auch die Möglichkeit
bieten müsse, einzelne bestimmte, brennende Fragen gründlich zu dis-
kutieren und praktisch zu lösen, hat das Komitee eine Zweiteilung des
Programms vorgenommen 2).
1) Die von der Völkerbundversammlung in dieser Entschließung geäußerten Wünsche
wurden von dem Berichterstatter Hymans (Belgiea) in einem besonderen Bericht an
den Rat näher erläutert. Der Rat hat ihnen durch eine Entschließung vom 15. Dezem-
ber 1925 wie folgt Rechnung getragen: „Es wird ein vorbereitendes Komitee gebildet
werden, das sich nicht aus Vertretern von Regierungen oder Organisationen zusammen:
setzt, sondern aus Persönlichkeiten, die als Sachverständige auf Grund ihrer Qualifi-
kationen und persönlichen Erfahrungen für die Vorbereitungsarbeiten der Konferenz be-
sonders geeignet erscheinen.“ In der Vollversammlung des Völkerbundes vom 24, Sep-
tember 1927 wurde beschlossen, nach dem Muster des vorbereitenden Ausschusses dem
Wirtschaftskomitee ein „comite consultatif‘* beizugeben, dessen Aufgabe es wäre, die
Anwendung der Empfehlungen der Weltwirtschaftskonferenz zu verfolgen,
2) Der vollständige Wortlaut der Tagesordnung der Konferenz war fol-
gender:
Erster Teil, Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage. Ihre wichtigsten Merkmale und
Probleme vom Standpunkte verschiedener Länder aus. Prüfung der wirtschaftlichen
Ursachen der gegenwärtigen Zerrüttung in Handel und Industrie. Wirtschaftliche Ten-
denzen, die den Weltfrieden beeinflussen können,
Zweiter Teil: A. Handel. 1. Handelsfreiheit: a) Ein- und Ausfuhrverbote und Be-
schränkungen; b) Beschränkung, Reglementation oder Monopolisierung des Handels;
ce) wirtschaftliche und fiskalische Behandlung der Staatsangehörigen und Gesellschaften