Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

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1. Abschnitt, IL. 
Schatten auf unseren Erdteil. Denn die Gesamtbevölkerung der Erde, 
die für das Jahr 1913 mit 1789 Millionen, für 1925 mit 1885 Millionen 
errechnet ist, ergibt zwar für die ganze Erde einen Zuwachs von 5%, 
der sich jedoch auf rund 1% vermindert, sobald es sich um unseren 
Erdteil handelt, der durch Krieg, Krankheit und Revolution so arg zu- 
gerichtet worden ist. Die stärkste Zunahme weisen Nordamerika mit 
19%, Südamerika mit 22% und Ozeanien (Australien) mit 15% auf. 
Die stärkste Abnahme hat Rußland, das einen Verlust von 8 Mil- 
lionen Menschen zu beklagen hat, 
‚Verheißungsvoller ist das Bild, das uns die Produktionsstatistik 
bietet. Die Produktion von Rohstoffen und Nahrungsmitteln stieg dank 
guter Ernten und allmählicher Erholung in fast allen Erdteilen um 
17% gegenüber dem ersten Friedensjahr. Der Produktionsindex Euro- 
pas für sich ist allerdings bedeutend geringer und beträgt bloß 4—5%o;; 
es wirkt jedoch ebenso beruhigend wie überraschend, daß die Produk- 
tion Rußlands die Friedensproduktion bereits überschritten hat !). 
Während auf diese Weise Rohstoffe und Nahrungsmittel in bedeu- 
tenderem Maße zugenommen haben als die Bevölkerung, trifft dies für 
die dritte Tatsachengruppe der Untersuchung, für den Welthandel nicht 
zu. Der Umfang des internationalen Handels war im Jahre 1925 nur um 
3% höher als im letzten Friedensjahre. Dieser Durchschnitt entsteht 
aus stark divergierenden Indexen. Während nämlich in Amerika und 
Asien das Handelsvolumen einen Zuwachs um 36% aufweist, hat das 
durch Staats- und Zollgrenzen durchfurchte Mittel- und Osteuropa einen 
Rückgang von 28% zu verzeichnen. Auch wenn man den ganzen euro- 
päischen Handel in Betracht zieht, hinkt dieser noch immer um unge- 
ähr 10% hinter den Vorkriegszahlen nach. 
Die Fülle des lehrreichen und zum Teile überraschenden Zahlenma- 
terials gestattet uns nunmehr, gewisse Schlüsse zu ziehen. Der erste 
dürfte wohl sein, daß es mit der Weltwirtschaft, wie sie in der Vor- 
kriegszeit bestand, vorbei ist. Das wirtschaftliche Gravitationszen- 
trum der Welt hat sich von Europa wegbewegt. Neue Pole sind ent- 
standen, von denen die im fernen Osten die größte Anziehungskraft aus- 
üben. Fast sämtliche Indexzahlen in vorliegender Veröffentlichung sind 
für Europa unter dem Weltdurchschnitt, für Asien und Ozeanien weit 
höher als für die übrigen Weltteile. Der zweite Schluß, zu dem wir 
kommen könnten. ist. daß sich das Weltbild der wirtschaftlichen Ak- 
1) Es gibt nicht über alle Rohstoffe Statistiken, aber die Untersuchung war doch 
sehr ergebnisreich, weil sie die 14 Hauptnahrungsmittel umfaßt (von den wichtigen ist 
nur das Fleisch weggelassen), sowie 42 Rohstoffe, darunter die hauptsächlichsten Tex- 
ilien, Metalle, Düngemittel, Chemikalien, Brennstoffe, Ölsaaten und Gummi. Eine Be- 
trachtung der Produktionsdaten nach Rohstoffgruppen zeigt, daß in einzelnen Erzeug- 
nissen die Weltproduktion ganz außerordentlich gestiegen ist, so die Produktion von 
Kunstseide um 560 %, von Gummi um 283 %, von Petroleum um 177 %, von Alu. 
minium um 187 %, von Düngemitteln verschiedener Art um 250 %, Diese Steigerungen 
stehen mit dem Fortschritt der industriellen Betätigung im Zusammenhange. ;
	        
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