Weltwirtschaft und Weltwirtschaftskonferenz. 25
Das Problem wurde als eine der Lösungsmöglichkeiten für die herr-
Schenden Schwierigkeiten in der Industrie auf die Tagesordnung der
Konferenz gesetzt. Der bezügliche Punkt des Programmes lautete:
„Organisation der Produktion, besonders internationale Verständigungen
zwischen den Industrien; ihre Merkmale vom Standpunkte der Pro-
duktion, des Verbrauchs und der Arbeit. Ihre rechtliche Regelung und
ihr Zusammenhang mit den Zollfragen.“
Die augenscheinlichsten Vorteile der internationalen industriellen
Vereinbarungen liegen im Bereiche der Produktion. Die nach Unter-
nehmungen und Ländern durchgeführte Arbeitsteilung, die Rationali-
sierung der Produktion, der gegenseitige Austausch der Erfahrungen,
die Mitteilung eifersüchtig gehüteter industrieller Geheimnisse verbil-
ligen und intensivieren die Produktion. Ob nun die Verbilligung der
Produktion volkswirtschaftliche oder eher privatwirtschaftliche Wir-
kungen auslöst, hängt davon ab, wer an dieser Verbilligung profitiert.
Wenn die Verbilligung der Produktion die Herabsetzung der Inlands-
preise nach sich zieht, so fällt der Vorteil dem inländischen Verbrauche
zu. Wenn aber die kartellierte Industrie mit Hilfe des hohen Zoll
schutzes oder auf ihre monopolistische Stellung gestützt, die Verbil-
ligung der Produktion nicht zur Verbilligung der Preise, sondern
zur Steigerung des eigenen Gewinnanteiles benützt, so verbleibt
wohl der erzielte Gewinn innerhalb der Volkswirtschaft, er kommt
aber nicht den Verbrauchern, sondern den Aktionären zugute.
In den nicht gerade seltenen Fällen, wo ein großer Teil der Ge-
winne der kartellierten Industrie auf Grund von Aktienbeteili-
gungen oder Kreditgewährungen ins Ausland ausgeführt wird, ver-
bleibt der heimischen Volkswirtschaft kaum etwas vom Nutzen der
rationalisierten Produktion.
Die häufigste Einwendung gegen die internationalen Kartelle ist,
daß sie eine verteuernde Wirkung auf dem Weltmarkt nach sich ziehen
werden. Gehört es doch nun einmal zum Wesen des Kartells, die Preise
so hoch zu bemessen, daß auch der ungünstigst Produzierende noch
auf seine Rechnung kommt. Die Lage ist heute die, daß die Kartelle
im Inlande höhere Preise vorschreiben, um die solcher Art erzielten
Mehreinnahmen zur Deckung der Verluste zu verwenden, die sie an
der zu niedrigeren Preisen abgegebenen Auslandsware erleiden. Wird
die Produktion international organisiert, so fallen wohl die aus dem
Dumping entstehenden Verluste weg, doch droht die Gefahr, daß die
hohen inländischen Preise als Normalpreise gelten werden und daß
diese Art der Organisation eine allgemeine Teuerung auf dem Welt-
markt nach sich ziehen wird. An Stelle des erbitterten Wettbewerbs
der Produzenten um die Märkte wird die erbitternde Ausnützung der
Konsumenten treten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in der einen
oder anderen kartellartigen Organisation eine diktatorische Preispoli-
tik überhandnimmt, die abgewehrt werden muß, Die wirtschaftliche
Logik spricht dennoch dafür, daß die Kartelle wenigstens einen Teil