Weltwirtschaft und Weltwirtschaftskonferenz.
dustriellen Produktion eignet sich in gleichem Maße zu einem kartell-
mäßigen. Zusammenschlusse. In der Textilindustrie sind selbst natio-
nale Kartelle schwer zustande zu bringen, um wie vieles weniger inter-
nationale. Auf dem Gebiet der Landwirtschaft ist der kartellmäßige
Zusammenschluß undenkbar, Die Rationalisierung ist in der Land-
wirtschaft nicht Sache des ganzen Produktionszweiges, sondern der
einzelnen Betriebe. Die Steigerung der Produktion bei gleichzeitiger
Herabsetzung der Betriebskosten ist auch für die Rationalisierung der
Landwirtschaft das leitende Prinzip, doch im Gegensatz zu der In-
dustrie kann in der Landwirtschaft dieses Prinzip in erster Reihe
durch die Vervollkommnung der Arbeitsorganisation, nicht aber durch
jene der technischen Mittel verwirklicht werden. Im Gegensatz zu den
Vereinigungsbestrebungen. der Industrie ist in der Landwirtschaft ein
umgekehrter Prozeß zu beobachten. Die Vermehrung der Besitzeinhei-
ten, die unaufhörliche Abbröckelung des Mittel- und Großgrundbesitzes
kann man. nicht nur in jenen Ländern wahrnehmen, wo im Wege der
sogenannten Agrarreform die Aufteilung und Atomisierung der größeren
Besitztümer planmäßig durchgeführt wird, sondern auch in jenen
Staaten, wo die natürliche Entwicklung durch künstliche Mittel nicht
beschleunigt wird.
Indem die Wirtschaftskonferenz unter die nationalen Möglichkeiten
der landwirtschaftlichen Produktion „die Entwicklung der internatio-
nalen Kooperation der Produktions- und Verbrauchsorganisationen‘‘ ein-
gestellt hat, wünschte sie dafür einzutreten, daß die Genossenschafts-
idee auf dem Gebiete der Landwirtschaft kräftiger zur Geltung komme.
Ein düsterer Zug der weltwirtschaftlichen Lage ist die allgemeine
Abnahme der Kaufkraft, der Verbrauchsfähigkeit auf unserem Erd-
teil. Die Ursachen dieser Erscheinung zu beleuchten, Richtlinien für die
Wiederaufrichtung der Kaufkraft auszustecken, war eine der vornehm.
sten Aufgaben der Konferenz. Die Abnahme der Kaufkraft ist haupt-
sächlich in der Abnahme der Kapitalsbildung und der Zunahme der
Produktionskosten zu suchen. Erst wenn die Kapitalskraft als Folge
der Sparsamkeit wieder zunehmen, die Kapitalsbildung sich beschleu-
nigen wird, können wir die Folgen der Krise niederkämpfen. Auch ist
die Wiedereinschaltung jener großen Produktions- und Verbrauchsge-
biete notwendig, die im Laufe des Krieges und nach dem Kriege in
Ost- und Mitteleuropa aus dem Weltverkehr ausgeschaltet wurden.
Ein anderer düsterer Zug der weltwirtschaftlichen Lage ist die Ver
hinderung der internationalen Wanderungen. Ein wichtiges Erleich-
terungsmittel der großen europäischen Wirtschaftskrisen der Vorkriegs-
periode war die Auswanderung des europäischen Bevölkerungsüber-
schusses, der keine wirtschaftliche Lebensmöglichkeit auf europäischem
Boden hatte und jenseits des Ozeans, besonders in den Vereinigten
Staaten von Amerika als Arbeiter, als Gewerbetreibende, hauptsächlich
aber als Urproduzenten neue Heimstätten fand. Wenn ein Land infolge
von Mißernten oder anderen Umständen keine Waren exmortieren