Weltwirtschaft und Weltwirtschaftskonferenz.
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zu verdanken, daß die Verhandlungen immer mehr den akademischen
Charakter abgestreift und schließlich doch zu einigen praktischen Be-
schlüssen geführt haben.
Die Weltwirtschaftskonferenz war ja von vornherein nicht als eine
politische Staatsaktion gedacht, bei der konkrete Vereinbarungen zu
treffen waren, sondern als eine Beratung, bei der die Fachleute und
Sachverständigen der Welt Vorschläge zu den aufgeworfenen Problemen
zu unterbreiten hatten, Welchen Wert können derartige Beratungen
haben? Einst stand man solchen Experimenten höchst skeptisch gegen.
über. Internationale Wirtschaftskonferenzen gehören nicht zu den Ruh-
mesblättern. der Wirtschaftsgeschichte. Seitdem aber die internationalen
Konferenzen gründlicher vorbereitet werden und im Völkerbunde ihre
Stütze und ihr ständiges Organ erhielten, das in der Lage ist, den prin-
zipiellen Konferenzbeschlüssen Gewicht und Geltung zu verleihen,
haben sich Charakter und, Bedeutung der Konferenzen grundlegend ge-
ändert. Vergebens wurden die Brüsseler und Genueser Konferenzen als
Konferenzen der unerfüllten Erwartungen bezeichnet, sie haben sich im
Endergebnis als überaus praktische Veranstaltungen erwiesen. Die Be-
schlüsse der Brüsseler Konferenz dienten als Richtlinien bei der finan-
ziellen Sanierung der Staaten Mitteleuropas und bei der Stabilisierung
der europäischen Valuten. Die Konferenz von_Genua hat den Gedanken
der Kooperation der Notenbanken aufgeworfen und die Durchführungs-
modalitäten des Planes festgelegt. Es gibt unter den neueren Bestrebun-
gen auf dem Gebiete der Weltwirtschaft keine einzige, die so wertvolle,
praktische Ergebnisse gereift hätte, wie der scheinbar theoretische Be-
schluß von Genua. Daraus ging hervor, daß man von der Weltwirt-
schaftskonferenz einerseits keine handgreiflich praktischen Ergebnisse
erwarten, andererseits sie aber auch nicht als rein akademisch bezeich-
nen durfte. Die Konferenz war nicht der Schauplatz der Erfüllungen,
sie ist aber auch nicht die Konferenz der getäuschten Hoffnungen ge-
wesen.
Außer zahlreichen Beschlüssen von prinzipieller Bedeutung, außer
praktischen Wegweisungen war die Konferenz eine imposante Kund-
gebung. für die weltwirtschaftliche Solidarität und gegen
den übertriebenen Zollschutz. Die weltwirtschaftliche Solidari-
tät .ist kein krankhaftes pazifistisches Schlagwort. Mit den kühlen
Daten. der Statistik ist nachgewiesen worden, daß die einzelnen Na-
tionalwirtschaften. sich erst mit Hilfe ihrer Eingliederung in die Welt-
wirtschaft voll entfalten können. Die weltwirtschaftliche Solidarität
bedeutet auch keinen bloßen Altruismus. Nur in dem Maße der Befrie-
digung seiner gerechten Ansprüche tritt jedes Volk in weltwirtschaft-
liche Bindungen ein. Der Konferenz lagen diesbezüglich zahlreiche Ent-
würfe vor, unter denen diejenigen sich als die lebensfähigsten erweisen
werden, die den besonderen Ansprüchen der einzelnen Länder im wei-
testen Maße Rechnung tragen. Die beiden herrschenden Ideen der Nach-
kriegszeit, der nationale Gedanke und der Gedanke der Solidarität der
