Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

34 2, Abschnitt. 
stellte und auf Grund vielseitiger Erfahrungen die Richtlinien einer ver- 
nünftigeren Wirtschaftspolitik niederlegte. Die Konferenz hat feierlich 
erklärt, es sei ihr einstimmiger Wunsch, daß ihr Zusammentritt den Be- 
ginn einer neuen Ära bedeuten möge, und sie war in ihren Beschlüssen 
bestrebt, dem Merkantilismus der Kriegs- und Nachkriegszeit gegenüber 
das Evangelium der wirtschaftlichen Verbundenheit der Völker zu ver. 
zünden. Das wissenschaftliche Ereignis der Konferenz liegt 
ebenfalls nicht in ihren, unmittelbaren Ergebnissen. Die Verhandlungen 
der Konferenz und ihre Entschließungen sind vom wissenschaftlichen 
Standpunkt aus gewiß nicht ganz einwandfrei. Aber die Konferenz hat 
eine unerschöpfliche Masse wissenschaftlicher Arbeit aufgehäuft und 
sie hat die Anwendbarkeit der wissenschaftlichen Erfahrungen und 
Methoden auf alle Zweige des Wirtschaftslebens betont und nachgewie- 
sen. Das Dokumentationsmaterial der Konferenz enthält eine enorme 
Sammlung von Materialien und Studien, die, entsprechend gesichtet, zu 
einer Synthese der Weltwirtschaft zusammengefaßt werden können. 
Die Weltwirtschaftswissenschaft, die bisher bloß in den Systemen eini- 
ger deutscher Professoren lebte, erhält von der Konferenz ein breites 
Fundament, das zum Weiterbau an der weltwirtschaftlichen Geistes- 
arbeit anregen dürfte. 
Das unmittelbar praktische Ergebnis der Konferenz dürfte aber sein, 
laß sie etwas wie eine weltwirtschaftliche Gesinnung heraus- 
gebildet hat. Der Gedanke der wirtschaftlichen Verbundenheit der Völ- 
ker, der bisher nur auf dem Gebiete der Theorie sein kärgliches Dasein 
fristete, ist bis in die kleinsten Verästelungen der verschiedenen Pro- 
Juktionszweige verfolgt und nachgewiesen worden. An diesen Tatsa- 
°hen wird die Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre nicht achtlos vor- 
übergehen können. Fünfzig Staaten und mehrere große internationale 
Organisationen haben, durch 194 Delegierte und 157 Sachverständige 
vertreten, an der Konferenz, teilgenommen !). Unter den Teilnehmern 
oefanden sich in großer Zahl Fachmänner und Politiker, die entschei- 
denden Einfluß auf die Maßnahmen ihrer Regierungen haben, und für 
die aus der Annahme der Entschließungen die moralische Verpflich- 
‚ung erwächst, den Richtlinien der Konferenz in ihrem Wirkungskreise 
die nötige Unterstützung zu gewähren. In der öffentlichen Meinung wird 
sich ebenfalls ein Gesinnungswechsel vollziehen, für den außer der 
Autorität der Weltwirtschaftskonferenz auch der Druck der Verhältnisse 
vestimmend sein wird. Ist es einmal gelungen, das lebendige Bewußt- 
sein von der Verbundenheit aller Völker zu wecken, so hat die Konfe- 
renz eine ihrer wichtigsten Aufgaben erfüllt. 
1) Von den wichtigeren Staaten fehlten nur Spanien und Argentinien, Von den Nicht- 
mitgliederstaaten waren die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die Union der Sozia- 
listischen Sowjet-Republiken, die Türkei und Ägypten vertreten, Von den internationalen 
Instituten und Organisationen waren das Internationale Arbeitsamt, das Internationale 
Landwirtschaftliche Institut, die Internationale Handelskammer, die Internationale Ge- 
nossenschaftsunion. ferner drei führende Persönlichkeiten der Frauenhewegung geladen.
	        
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