Die Bedeutung und der Verlauf der Weltwirtschaftskonferenz. 41
nisse gehabt habe, sei eine gewisse Erholung der englischen Wirt-
schaft festzustellen, die hauptsächlich von dem zunehmenden Han-;
del mit den Dominien herrühre. Bankpräsident Dubois (Schweiz)
sprach vor allem sein Bedauern darüber aus, daß die Finanz- und
Währungsfragen nicht in umfassender Weise auf der Konferenz zur
Diskussion. gestellt wurden. Sodann legte er die Nachteile der kurz-
fristigen Handelsverträge und der so oft geänderten Zolltarife dar,
unterstrich die schweren Fesseln der Ein- und Ausfuhrbeschränkun-
gen und -verbote, welche die Lage, namentlich der kleinen Staaten,
sehr erschweren. An die internationalen industriellen Abkommen
knüpft die schweizerische Delegation die Bedingung, daß sie die Preise
nicht übermäßig erhöhen und eine gerechte Verteilung der Rohstoffe
ermöglichen. Der französische Gewerkschaftsführer Jouhaux ver-
suchte den Nachweis, daß alle wirtschaftlichen Leiden, Arbeitslosig
keit, Wanderungswesen, Absperrungspolitik, Sinken der Kaufkraft usw.
nur in einem Geiste wahrer Solidarität durch internationale Abkom-
men zu beseitigen seien. Er legte eine programmatische Erklärung
der Arbeitnehmergruppe betreffend Schaffung eines ständigen inter-
nationalen Wirtschaftsamtes vor, der noch durch den Vorschlag er-
gänzt wurde, daß die Wirtschaftskonferenz alle drei Jahre zusammen
treten und ein internationaler Wirtschaftsrat eingesetzt werden soll.
Dem Wirtschaftsrat soll ein ständiges Sekretariat mit einem Direktor
beigegeben werden, welches in enger Fühlung mit dem Völkerbunds-
sekretariat und dem Internationalen Arbeitsamt arbeiten soll. Der
freihändlerische Redner Colijn (Holland) sieht den Hauptgrund aller
Übel in dem Mangel an Freiheit und Sicherheit in den kommerziellen
Beziehungen der Völker. Er stellte ein Programm der zu lösenden Fra;
gen auf: Herabsetzung der Zollhöhe, Abschaffung der Ein- und Aus
fuhrverbote, Annäherung der Handelsvertragssysteme, Vereinheitlichung
des Tarifschemas, Stabilisierung der Handelsverträge, Unterdrückung
der Unsicherheiten der Meistbegünstigungsklausel. Redner konnte als
Präsident der Handelskommission in allen diesen Fragen mit Nach-
druck Stellung nehmen. Baron Thibbaut (Belgien) betonte den An-
teil seines Landes an der Weltwirtschaft, von der es nicht nur wegen
seiner Fabrikate, sondern wegen der notwendigen Rohmaterialien ab-
hänge. Die wirtschaftliche Not dränge die Völker dazu, ihre nationale
Aktivität durch künstliche Schranken zu verteidigen: sie wollen da-
durch das wirtschaftliche Leben für sich gewinnen, während sie: den
wirischaftlichen Gesamtprozeß dadurch schwächen. Dieser fehler
hafte Zirkel muß einem harmonischen Aufbau der nationalen Inter-
essen weichen.“ Da Cunha Leal (Portugal) erklärt, daß eine inter
nationale wirtschaftliche Annäherung durch eine Interessengemein-
schaft zwischen den Produzenten der europäischen Wirtschaft nur von
Vorteil sein könnte, wenn sie von einem wirtschaftlichen Überein-
kommen unter den Staaten begleitet wäre. Er verweist dabei auf den
dritten der vierzehn Punkte Wilsons, in dem ein möglicher Abbau