Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

42 2, Abschnitt. 
der wirtschaftlichen Schranken gefordert wird. Das Werk des wirt- 
schaftlichen Zusammenschlusses könnte in drei Etappen vor sich 
gehen. Die erste wäre: Vereinheitlichung der Zollnomenklatur, die 
zweite: Feststellung der Zollhöhe je nach der industriellen Kapazität 
der Länder, die dritte: Befreiung gewisser Nahrungsmittel, Rohstoffe 
usw. von jeglichem Zoll. Der Vorsitzende des Unterausschusses für 
Hafenfragen, der ständigen Verkehrskommission des Völkerbundes, 
Sir Norman Hill (Großbritannien), entwickelte die beträchtlichen 
Fortschritte, die in den letzten Jahren in der Neuregelung des Trans- 
portwesens und insbesondere der Schiffahrt gemacht wurden, be- 
dauerte jedoch, daß die abgeschlossenen Verkehrsübereinkommen von 
vielen Staaten noch nicht ratifiziert wurden. Der Industrielle Brieba 
‚Chile) befürwortet die Gründung einer großen vertrauenswürdigen 
internationalen Kreditorganisation zum wirtschaftlichen Ausbau der 
noch unentwickelten Länder. Der Nationalbankdirektor M. H. Ro- 
binson (Vereinigte Staaten von Amerika) verbreitete sich über die 
Rationalisierung, die die ganze amerikanische Wirtschaft durchdrun- 
gen habe und zu einem der stärksten Faktoren der gegenwärtigen Pro- 
sperität geworden sei. Die Arbeiter, die anfänglich gegen die Ratio- 
nalisierung und Standardisierung waren, sahen nach und nach ein, 
daß diese auch in ihrem Interesse liegen, und unterstützten sie eben- 
‘alls. Über die Vorteile und Nachteile der Truste sprechend, hob er 
hervor, daß die Antitrustgesetzgebung durch die aufmerksame Kon- 
‘rolle der öffentlichen Meinung stark unterstützt werde. Die in Eu- 
ropa ins Auge gefaßte Kartellierung der wichtigeren Industriezweige 
könne gute Erfolge haben, müsse aber mit viel Vorsicht und klug 
durchgeführt werden. Sie könne eine Brücke zum späteren Ausbau 
auf politischem Gebiete bilden, sie könne aber auch zu den ersten 
großen Auswüchsen der amerikanischen Truste führen. Rydbeck 
Schweden) unterstützte in seiner Rede die Denkschrift, die die schwe- 
dische Delegation in der Meistbegünstigungsfrage der Konferenz vor- 
legte. Die allgemeine und loyale Anwendung der Meistbegünstigungs- 
klausel sei eines der Hauptmittel zur Wahrung der Freiheit und Gleich- 
heit in der Handelspolitik. Barboza Carneiro (Brasilien) kam 
auf die Einwanderungsfrage zu sprechen. Europa leide an Überfluß 
von Arbeitskräften. Man sollte glauben, daß ein so ausgedehntes 
Land wie Brasilien die Möglichkeit zu produktiver Betätigung ge- 
währe. Aber eine Wanderungsbewegung ist nur vorteilhaft, wenn die 
Elemente, aus denen sie hervorgeht, sich ‘den Bedingungen des Ein- 
wanderungslandes anpassen können. Der Präsident des internatio- 
nalen Arbeitsamtes, Fontaine, wies die starke Übereinstimmung 
zwischen den Bestrebungen des Internationalen Arbeitsamtes und der 
Wirtschaftskonferenz nach. Von der Beseitigung der wirtschaftlichen 
Schranken. aller Art sprechend, bemerkte er, daß in den Punkten Wil- 
Sons nur vom sukzessiven Abbau und nicht von gänzlicher Aufhe- 
bung die Rede sei, und daß diesem Gedanken eine lovale Ausle-
	        
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