Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

50 2. Abschnitt. 
(Tschechoslowakei) betrachtet die grundlegende Verschiebung in der 
Verteilung der industriellen und landwirtschaftlichen Erzeugung als 
Hauptursache der bestehenden Gleichgewichtsstörungen und fordert 
Abhilfe gegen die Auswüchse des Protektionismus. Sir David Gordon 
‘Australien) erklärt, daß die Tarife Australiens eingestandenerweise pro- 
tektonistisch sind. Als junges Land hatte es seine Industrie aufzubauen 
und hatte auch Einnahmen notwendig. Nichtsdestoweniger bieten die 
Tarife unter allen anderen die größte Freiheit; Präferenztarife seien 
nur dem Vereinigten Königreiche, Kanada und Neuseeland zugesichert. 
Nach einer mehrtägigen Aussprache wurde ein Redaktionskomitee 
gebildet, dessen Mission es war, die wichtigsten Beschlüsse der Kon- 
terenz zu formulieren. Diesem Komitee gehörten an: Stucki (Schweiz), 
Serruys (Frankreich), Trendelenburg (Deutschland), di Nola (Ita- 
{ien), Barboza Carneiro (Brasilien), Schüller (Österreich), Brunet (Bel- 
gien), Dvoractek (Tschechoslowakei), Gliwie (Polen), Layton (Groß- 
britannien), Cassel. (Schweden), Fräulein van Dorp (Internationale 
Frauenorganisation). 
Am20. Mai, als die drei Unterausschüsse ihre Arbeiten beendigt hatten, 
alelt die Handelskommission unter dem Vorsitz Colijns eine Vollver- 
sammlung ab, die von 25 Zusatzanträgen nur einen annahm, der dar- 
auf ausging, daß in die Handelsverträge eine Bestimmung aufzunehmen 
zei, wonach Meinungsverschiedenheiten, die aus der Interpretation oder 
Anwendung der Handelsverträge entstehen, vor ein Schiedsgericht oder 
den Ständigen Internationalen Gerichtshof zu bringen seien. Die so- 
zialdemokratische Arbeitergruppe hat zur Entschließung über die Gleich- 
behandlung der staatlichen und privaten Unternehmungen eine Erklä- 
rung abgegeben, wonach die Arbeitervertreter die Begünstigung der 
staatlichen Unternehmungen nicht billigen, wo sie zu unlauterem Wett- 
bewerb führen; dagegen erblicken die Arbeitervertreter in der Gemein- 
wirtschaft nach wie vor die Wirtschaftsform, die am besten geeignet 
ist, allen Arbeitenden ein geregeltes Auskommen zu sichern und die 
Konsumenten vor Überforderung zu bewahren. Die Entschließungen 
ler Handelskommission wurden einstimmig angenommen, nur die Sow- 
jetdelegation hat sich bei einigen Punkten (Freiheit des Handels; Sta- 
bilität der Tarife; Höhe der Tarife; Ausfuhrzölle; ungleichmäßige Be- 
handlung durch das Transportwesen) der Abstimmung enthalten. 
Die Debatte der Handelskommission hat sich im wesentlichen um 
zwei Brennpunkte gedreht, den englisch-freihändlerischen und den 
‘ranzösisch-protektionistischen Standpunkt. Es ist unzweifelhaft, daß 
n den Resolutionen, die den Handel betreffen, die erstere Richtung 
gesiegt hat. Der freundschaftliche Ton, der in der Kommission ge- 
herrscht und eine Verständigung ermöglicht hat, kommt in den Schluß- 
worten der Vertreter der entgegengesetzten Richtungen prägnant zum 
Ausdruck, Durch die Annahme des Cobden-Vertrages im Jahre 1860 
habe Frankreich die Initiative für die Einführung eines liberalen Sy- 
stems von Handelsverträgen geschaffen, — führte Layton aus —
	        
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