Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

Die Bedeutung und der Verlauf der Weltwirtschaftskonferenz. 53 
schaftliche Organisation der Arbeit) unterstreicht die engen Beziehun- 
gen zwischen Rationalisierung und Kartellisierung. 
Am 20. Mai wurden die von dem Redaktionsausschuß der Industrie- 
kommission ausgearbeiteten Resolutionen in einer Vollsitzung ver- 
abschiedet. Die Vertreter der Vereinigten Staaten gaben dabei die Er- 
klärung ab, daß „gewisse Probleme, die aus den Kontrollvereinbarungen 
und Kombinationen industrieller Betriebe in den Vereinigten Staaten 
entstanden sind, zu gesetzgeberischen Einschränkungsmaßregeln ge- 
führt haben, und die Haltung und Politik des amerikanischen Volkes 
finden heute in der auf diese Fragen bezüglichen Gesetzgebung und 
Rechtsprechung ihren Ausdruck. Außerdem ist die Delegation der 
Vereinigten Staaten der Auffassung, daß das amerikanische Volk mit 
internationalen Kartellen und Kombinationen unter Mitwirkung der 
Regierungen nicht einverstanden ist, und daß es sich ebenso ableh 
nend verhalten würde, wenn das Ergebnis der Kartellbildung monopo- 
listischer Natur sein würde. Aus diesen Gründen fühlt sich die ameri- 
kanische Delegation veranlaßt, sich bei der Abstimmung über diese 
Resolutionen der Stimme zu enthalten.“ Die Sowjetdelegation hat so- 
wohl in der Frage der Rationalisierung sowie der Kartelle gegen die 
Entschließungen gestimmt und folgende Erklärung abgegeben: „Die 
Delegation der Sowjetunion stimmt in den Grundzügen allen Vor- 
schlägen zu, die in den Entschließungen der Industriekommission zur 
Frage der statistischen Materialbeschaffung gemacht würden, enthält 
sich aber einer Stimmabgabe für den Entschließungsentwurf, da ihr Vor- 
schlag, diese Arbeit dem Internationalen Statistischen Institut im Haag 
anzuvertrauen, abgelehnt worden ist.‘ 
Die landwirtschaftliche Kommission, deren Erörterungen 
den Eindruck der größten Geschlossenheit mächen, hat ihre Arbeiten 
am frühesten beendigt. Auf Antrag ihres Vorsitzenden, Dr. Otto Fran. 
gesch (Jugoslawien), hatte sie nach einer kurzen allgemeinen Aus- 
sprache drei Unterausschüsse entsendet, einen für land wirtschaft. 
liche Genossenschaften, einen für Agrarkredit und einen für 
Fragen allgemeiner Natur. In der Debatte ergriffen Gautier (Frank- 
reich), Stecki (Polen), Lovink (Niederlande), Mc White (Irland), Moniz 
(Portugal), Hermes (Deutschland), Oerne (Schweden), Hyder (Indien), 
Hynnien (Finnland), Poisson (Internationale Gewerkschaftsvereinigung) 
das Wort. Die Debatte erreichte ihren Höhepunkt in der Rede von 
Professor Sering, der über die internationale Preisbewegung und die 
Lage der Landwirtschaft sprach. Die Ursache für die abnorme Preis- 
bildung liege in der gesunkenen Konkurrenzfähigkeit und Kaufkrafi 
der Industriegebiete. Sie sei bedingt durch die Rückwirkungen, welche 
die Minderung der wirtschaftlichen Produktivität Osteuropas auf die 
Industrie ausübe, ferner durch die wirtschaftliche Zersplitterung Euro: 
pas und den gegenseitigen handelspolitischen Abschluß der Agrarex- 
porfländer, sowie durch die ungeheure Belastung Europas mit unpro- 
duktiven Ausgaben. Eine wirkliche Heilung der weltwirtschaftlichen
	        
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