Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

Die Problematik der Weltwirtschaftskonferenz, 57 
3. Abschnitt. 
Die Problematik der Weltwirtschaftskonferenz. 
{. Die Probleme des Handels. 
A. Die Weltlage des Handels und die Ursachen der De 
pression. 
Unter den treibenden Kräften der menschlichen Arbeit ist es der 
Handel, der von dem Kriege und den Verhältnissen der Nachkriegszeit 
aufs ärgste betroffen wurde. Die Denkschrift über Produktion und 
Handel, die der Weltwirtschaftskonferenz vorlag!), gewährt einen 
Einblick in die tiefgreifenden Veränderungen, die sich seit Kriegsaus: 
bruch im Welthandel vollzogen haben. Das gesammelte Zahlenmate- 
rial ergibt, daß der internationale Handel in den letzten Jahren weil 
hinter der Produktion an Nahrungsmitteln und Rohstoffen zurückge 
blieben ist, obwohl auch diese sich in gewissem Abstand der industri 
ellen Produktion gegenüber befindet. Die wachsende Erzeugung von 
Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Fertigwaren war nicht von einer 
entsprechenden Steigerung des Welthandels begleitet. Während das 
Handelsvolumen der Welt im Jahre 1925 eine ungefähr 5 prozentige 
Steigerung gegenüber 1928 aufweist, ist die Erzeugung von Nahrungs 
mitteln und Rohprodukten in derselben Zeit von 16 auf 18% gestiegen. 
Noch auffälliger ist die Disparität der Entwicklung, wenn man das 
Augenmerk nicht auf die Welt in ihrer Gesamtheit, sondern allein 
auf unseren. Erdteil richtet. Die Produktion Europas (Rußland mitin- 
begriffen) war im Jahre 1925 um 4—5% größer als im letzten Frie 
densjahre, während sein Außenhandel bloß 89% des Vorkriegsvolu- 
mens betrug. Dadurch hat sich der Anteil Europas an dem Welt. 
handel um 15% verringert, während sich der Anteil Nordamerikas. 
Asiens und Ozeaniens um 30% erhöhte. | 
Die Statistik beweist, daß sich die Weltlage des Handels im allge- 
meinen zwar verschlimmert hat; daß die Lage jedoch nicht als durch 
weg schlecht betrachtet werden kann. Europa steht hinter der übri- 
zen Welt auch in seinem Handel bedeutend zurück. „Es wäre indessen 
falsch, anzunehmen, — heißt es in der Mantelnote der Entschließungen 
— daß eine so ernste Störung der europäischen Wirtschaftsbedingun- 
gen ohne Rückwirkung auf die übrige Welt bleiben könnte. Die Län 
der außerhalb Europas spüren die Wirkung der verringerten Kauf 
kraft. Es besteht kein Zweifel, daß sich in der ganzen Welt die Tat- 
sache auswirkt, daß Europa eine Zeit lang gezwungen war. auf einige 
1) Memorandum sur la produetion et le commerce. Geneve 1926.
	        
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