stück in unserem Wirtschaftsleben, Die ewige Frage des Bücher-
treundes: Wo kann ich mich gleichmäßig und regelmäßig über
alle Neuerscheinungen meines Interessengebietes unterrichten?
ist bis heute nicht befriedigend beantwortet. Die gutgeleitete
kostenlose Werbezeitschrift der Vereinigung, ein „Publikums-
börsenblatt‘, wird zur Organisation von Kundenkreisen (Buch-
abonnement) helfen,
Und wenn nun trotz aller Vernunit in Herstellung, Lieferung
und Vertrieb kaum zehn Prozent aller Bücher künftig ihr Er-
scheinungsjahr überleben, wie es uns die Kulturpessimisten und
die Amerikagläubigen versichern? An den hier erörterten wirt-
schaftlichen Aufgaben ändert das nichts, Die Verminderung der
Unkosten erlaubt dem Verleger die notwendige Vorsicht und
Zurückhaltung in der Produktion. Aber er wird, schon im Hin-
blick auf die vorhandenen Lager, das Problem des Ausver-
kaufs lösen müssen. Der Gedanke offener, von Verlag und
Buchhandel vorbereiteter Saisonausverkäufe, wie sie das Aus-
land längst kennt, verdient, vollends in dieser Notzeit, alle Be-
achtung, jedenfalls den Vorzug vor einem ‘stillen Dauerausver-
kauf, der die Neuproduktion erstickt, Gewiß, die frühere starre
Auffassung vom festen Ladenpreis erfährt dadurch eine
Lockerung, Aber das beschleunigte Lebenstempo und das wirt-
schaftliche Gebot schnellen Umsatzes, das die Kapitalver-
armung aulfstellt, verwerfen das Dogma von der Langlebigkeit
des Buches, zumal des belletristischen,
Zusammenschlüsse solcher Art werden heute in Verleger-
kreisen ernsthaft erwogen, und sie werden zustande kommen,
weil es keinen anderen Weg gibt, der zugleich durch die Nöte
der Gegenwart und in eine gesicherte Zukunft führt. Mögen da
und dort glückliche Zufälle noch die Erkenntnis verzögern oder
Kurzsichtige dabei nur an vorübergehende Notstandsmaßnahmen
denken, die Hauptsache ist, daß der Weg beschritten wird; dann
wird der Gleichfluß mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung
zwangsläufig wirken, Es genügt zu wissen, daß die kräftige und
sachliche Durchführung rationeller Methoden einen Preis-
abbau um fünfundzwanzig bis dreißig Prozent rechtfertigt
und daß sie eine Ueberschwemmung des Marktes mit Edel-
ramsch verhütet, Hier beginnt das öffentliche Interesse. Es ver-
langt die zeitgemäße Organisation eines für unsere Kultur
lebenswichtigen Gewerbes, verbietet eine weitere Proletari-
sierung der Schriftsteller, die zur Radikalisierung, Korruption
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