Full text: Wege zur Rationalisierung

seinem Zeitgenossen Gilbreth besondere Beachtung ge- 
schenkt. Gilbreth hat in Zusammenarbeit mit dem bekannten 
Psychologen Münsterberg Methoden zur Erfassung der 
psychischen Ermüdungserscheinungen ermittelt wie andere zur 
Erfassung der körperlichen, Von diesen wird auch heute noch 
die eine oder die andere versuchsweise angewandt. Aus 
physiologischen Instituten stammt eine Reihe anderer Versuchs- 
anordnungen, welche die Abnahme der Muskelkraft und den 
Einsatz von Hilfsmuskulatur bei eintretender Ermüdung früh- 
zeitig anzeigen sollen (Ergographie, Dynamometrie usw.). 
Weitere physiologische Untersuchungsmethoden wie Blutdruck- 
messung, Bestimmung des Herzschlagvolumens usw. machen die 
Ausdehnung des Ermüdungsprozesses auf den Gesamtorganis- 
mus deutlich. Die neueste und aussichtsreichste Methode ist die 
Bestimmungder Sauerstoffmenge, die der Mensch 
zur Unterhaltung der durch die Arbeit bedingten Verbrennungs- 
vorgänge benötigt, Für die geistigen und seelischen Funktionen 
gibt es eine Unzahl von Ermüdungstests, für die eigentlichen 
Sinnesiunktionen weniger, 
Die praktische Anwendbarkeit der physiologischen Methoden 
ist auf der letzten Tagung der Deutschen Gesellschaft für 
Gewerbehygiene, die dem Thema: „Arbeit und Ermüdung‘ 
gewidmet war, teilweise sehr kritisch beurteilt worden, Dennoch 
lassen sich heute schon weit exakter, als es etwa Gilbreth 
möglich war, rein oder überwiegend körperliche Arbeiten durch 
die Bestimmung des Sauerstoffbedarfs wirklich rationell ge- 
stalten. Gewisse grundsätzlich unphysiologische und unproduk- 
tive Arbeitsformen, wie z. B. die am Hebelarm, andererseits 
beste Haltungsformen der Arbeitenden, die besten Arten von 
Lage, Form und Gewicht des Arbeitsmaterials und der Werk- 
zeuge und das auf die Dauer günstigste Tempo der Arbeits- 
bewegungen lassen sich so exakt ermitteln, Dies ist im Hinblick 
auf die moderne Fließarbeit von besonderer Wichtigkeit und 
ein Beweis dafür, daß selbst dort, wo der Anteil der mensch- 
lichen Arbeit nach Art und Maß stark zusammengeschrumpft 
ist, die Mitarbeit des Physiologen nicht entbehrt werden kann. 
Besitzen wir erst für die Praxis geeignetere Methoden, dann 
werden sich auch Normalarbeitszeiten feststellen lassen, die 
nicht nur vom medizinisch-hygienischen, sondern auch vom 
ökonomischen und kulturellen Standpunkt aus betrachtet 
optimal zu nennen sind, Was jetzt schon mit wissenschaftlichen 
RG
	        
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