Full text: Die Industrialisierung der deutschen Landwirtschaft, eine neue Phase kapitalistischer Monopolherrschaft

will, nämlich für die allmähliche Ueberführung der individualistischen 
Bauernwirtschaft in. die neuen Formen genossenschaftlicher und 
kollektiver Produktion. 
Die Tagesforderungen und parlamentarischen Anträge der KPD, 
müssen sich deshalb gleichzeitig gegen die Demagogie der groß- 
agrarischen Parteien wie der SPD. richten, und den Kurs auf die 
sozialistische Industrialisierung und Rationalisierung auch der 
Bauernwirtschaft nach dem Vorbild Sowjetrußlands richten, Dies 
bedeutet Betonung der Unrettbarkeit der bäuerlichen Existenz inner- 
halb der kapitalistischen Ordnung, die Aufklärung der. Bauernmassen 
über den Betrug des Landbundes wie der SPD,, keine Abdämpfung 
der revolutionären Zielpropaganda auf dem Lande, sondern Auf- 
zeigung der Halbheiten der oppositionellen Verbände und organische 
Verbindung der kleinbäuerlichen Tageslosungen mit den kommu- 
nistischen Endzielen, Die Agrarresolution des Essener Parteitages 
muß strikter als bisher zur Richtschnur unserer „Landagitation” 
werden, die Partei muß schneller und zielklarer in die Bauern- 
bewegungen eingreifen und um die Führung kämpfen. 
3. In bezug auf das Gesamtproletarialt 
In der Partei darf keine Unklarheit darüber herrschen, daß die 
Rationalisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft und die 
zunehmende Verschmelzung des Agrar- und Finanzkapitals, gerade 
auch in ihren staatskapitalistischen Formen, eine gewaltige Stärkung 
der Positionen der Bourgeoisie gegenüber dem Proletariat bedeutet, 
Das vom Reichstag angenommene „Notprogramm” wird zusammen 
mit den agrarpolitischen Maßnahmen der Preußenregierung eine 
steile Teuerungstendenz auf dem Lebensmittel- 
markt hervorrufen. Genau wie bei der Rationalisierung in der 
[ndustrie behaupten Bürgerliche und Sozialdemokraten gemeinsam 
das Gegenteil, Durch die „Umschuldung” und die Wiederherstellung 
der „Rentabilität“ werde die Produktion vermehrt und eine eventuel! 
vorübergehend eingetretene Teuerung bald wieder ausgeglichen 
werden; Genau das Gegenteil wird der Fall sein, Schon jetzt 
beweisen die monatlichen, sicher gefärbten, Erntevorratsziffern des 
Deutschen Landwirtschaftsrats eine zunehmende Tendenz 
zur Zurückhaltung der Vorräte, 
Die Preise für Roggen, Kartoffeln, Vieh und Milchprodukte haben, 
von Saisonschwankungen abgesehen, eine durchaus ansteigende 
Tendenz. Soweit eine „Befreiung von den Schwankungen des Welt- 
marktes‘“ eingetreten, ist, wie beim Roggen, hat diese Stabilisierung 
durchweg den Charakter der Ueberschneidung der Weltmarktpreise, 
Die infolge der reichen Welternte 1928 einsetzende Weizenbaisse 
hat nach wenigen Wochen — auch infolge Eingreifens der Deutschen 
Getreidehandelsgesellschaft — einem langsamen Wiederanstieg Platz 
gemacht. Der niedrige Stand der Schweinepreise, der im Winter 
1927/28 den Vorwand für die Stützungsaktionen im „Notprogramm“” 
abgab. ist bereits im Mai 1928 einem.ständigen Preisauftrieb gewichen.
	        
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