Full text: Die Schweizerischen Grossbanken

Die Beziehungen der Grossbanken zur schweizerischen Industrie 
fähr ebensoviel, und die Österreichische Boden-Credit-Anstalt über 
17 ihr nahestehende Industrieunternehmungen, und nach dem 
Jahresbericht pro 1926 hat sich die Zahl der industriellen Beteili- 
gungen der letztgenannten Bank zum Teil noch ganz wesentlich 
erhöht. In dieser Verquickung liegt ein gewisses Herrschaftsver- 
hältnis, das man auch als „Verbankung‘“ der Industrie, als „Pri- 
mat des Finanzkapitals‘‘ bezeichnet hat, und soweit es Österreich 
und Ungarn angeht, kann wohl von einer teilweise weitgehenden 
Unterwerfung der Industrie unter die Banken gesprochen wer- 
den. Auch in Deutschland bestehen enge Verhältnisse zwischen 
den Banken und der Industrie!), und der Einfluss der Banken 
z. B. auf die Finanzgebarung der Industrieunternehmungen geht 
in Deutschland entschieden weiter als in der Schweiz. Die von 
Sombart?) aufgestellte Regel: „Geben bei einem Geschäft kauf- 
männisch-technische Erwägungen den Ausschlag, so wird der In- 
dustrielle, bei Finanzfragen hingegen der Fachmann entscheiden‘‘, 
geht für schweizerische Verhältnisse immer zu weit. Die ausser- 
ordentliche Konzentration, die sich schon vor 1914 und seither 
neuerdings in der deutschen Grossindustrie vollzogen hat, ist nicht 
zuletzt unter dem Einfluss der Bankenkonzentration erfolgt. Es ist 
denkbar, dass gerade auf diesem Gebiete den schweizerischen 
Grossbanken noch erspriessliche Aufgaben bevorstehen, denn man 
ist sich in gewissen Kreisen der schweizerischen Industrie klar 
darüber geworden, dass für deren Zukunft eine Vereinfachung und 
Verbilligung der Produktion eine Notwendigkeit ist, und eine 
solche kann nur erreicht werden durch Fusionen und andere 
Zusammenschlüsse in Form von Kartellen usw. Gewisse Anfänge 
dazu sind gemacht in der Maschinenindustrie, in der chemischen 
Industrie, in der Zementindustrie und endlich in der Nahrungs- 
mittelbranche, doch bleibt in der Ausgestaltung dieser Bestre- 
bungen noch viel zu tun übrig®). Früher galten Kartelle als Schöp- 
tungen, die aus der Not geboren wurden, und ursprünglich mag es 
ja auch so gewesen sein, dass darniederliegende Verhältnisse, die 
den Druck der Konkurrenz besonders fühlbar machten, in den ein- 
zelnen Industriezweigen zuerst zu losen und nachher zu engern 
‘) Näheres siehe Riesser, 5. 302 ff. 
') ebenda, S. 754. 
) Mori. Neue Wege schweizerischer Exportpolitik, S. 32 ff, 
73%
	        
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