gearbeitet werden muß —, so wird von hier aus keinerlei sachliche
Beschränkung noch weltanschauliche Kritik an den Veröffentlichun-
gen und Beiträgen geübt; doch bildet die selbstverständliche Voraus-
setzung der Aufnahme wissenschaftlicher Abhandlungen jene heute
seltene, umfassende Kenntnis des Listschen Werkes und Gedanken-
gutes, der unsere Ausgabe zu dienen hat. Wie weit solch wirkliche
Vertiefung in den grundsätzlichen und methodischen Gehalt dieser
einzigartigen politischen Ökonomie die wissenschaftliche und die
politische Arbeit der Gegenwart zu befruchten, wie weit sie der Wis-
senschaft neue Wege zu zeigen, Geschichte und Theorie systematisch
wieder. zu binden, wie weit sie dem politischen Handeln neue Er-
kenntnis-Unterlagen zu schaffen vermag — dies ist nicht program-
matisch festzulegen und nicht vorschnell zu leisten oder zu ver-
sprechen, sondern kann nur im F ortgang unserer Arbeit sich er-
weisen und muß in Kraft und Fruchtbarkeit unserer Ergebnisse sich
bewähren.
Die Gründung der Friedrich List-Gesellschaft.
Eine Gesamtausgabe von Friedrich Lists Werken zu veranstalten,
war seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts der Wunsch leiten-
der Vertreter der Wissenschaft und der Wirtschaft. Schon Häußer
hat eine Ergänzung seiner bald nach Lists Tod erschienenen Auswahl-
bände geplant, Eheberg hat sich für eine Gesamtausgabe eingesetzt,
Joehlinger und Losch haben zusammen mit Goeser eine Ausgabe be-
reits bis in alle Einzelheiten vorbereitet. Der Zentralverband der In-
dustriellen hatte sich schon in den siebziger Jahren dieses Planes an-
genommen, der Volkswirtschaftliche Verband im Jahre 1909 sich
abermals in gleicher Richtung eingesetzt. Alle diese Pläne sind ge-
scheitert; die ersten, weil sie nicht genügend Widerhall in Deutsch-
land fanden — die letzten, weil Krieg und Inflation die F ortführung
des begonnenen Werkes unmöglich machten. Auch die Absicht, eine
Friedrich List-Gesellschaft zu gründen, wie sie während des Krieges
von führenden Kreisen der Wirtschaft gehegt war, konnte nicht ver-
wirklicht werden.
Im Jahre 1925 ließ die gleichgerichtete Beschäftigung mit den
Fragen der deutschen Theorie und der deutschen Politik in einigen
Gelehrten den Entschluß reifen, trotz der allgemeinen Ungunst der
Zeiten, jedoch gestützt auf die wachsende Bedeutung aller handels-
politischen Fragen und das hierdurch steigende Interesse weiterer
Kreise für Friedrich Lists Leben und Lehre, nunmehr die alten Pläne
aufzugreifen und durchzuführen. Dabei bestand Übereinstimmung
darüber, daß eine Gesamtausgabe der Listschen Werke, wenn sie
heute auf die gleich starke Beachtung von Wissenschaft, Politik und
Wirtschaft glaubt rechnen zu dürfen, so doch andererseits auch nur
durch einen großzügigen Zusammenschluß dieser Gebiete und durch
die tätige Zusammenarbeit ihrer namhaftesten Vertreter überhaupt
gesichert und einer fruchtbaren Wirkung teilhaftig werden kann. In