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Eigenwert dieser Stoffe die Transportkosten in kein Miß-
verhältnis zum Anschaffungspreis zu stehen kommen.
3. Diesen Stoffen fügt unsere Industrie hohe Form-
werte hinzu (Seide, Stickereien, Uhren). Die teuren Ar-
beitskosten erlauben die Ablenkung der Stoffe zu den Ar-
beitsgebieten, denn die Rohstoffkosten und die Kosten der
Gewichtsbewegung liegen tiefer als die hinzutretenden
Arbeitskosten.
4. Einen weiteren entscheidenden Auslesefaktor bildete
auch das Verhältnis zwischen Kapital- und Arbeitskosten.
Während die Arbeitslöhne in der Schweiz ständig stiegen,
war das Kapital immer leicht erhältlich: die Refugianten
sowie Zuflüsse fremder Pensionen steigerten das vorhan-
dene Kapital beständig, die kontinuierliche Wirtschafts-
entwicklung begünstigte außerdem noch den Kapitalzu-
wachs. Unsere Industrie verlegte ihre Produktion auf
Zweige, die viel Kapital und wenig Arbeit, oder viel Kapi-
tal und viel hochqualifizierte Arbeitsleistung verlangten;
fremde Gebiete mit tiefen Löhnen besaßen keine hoch-
qualifizierte Arbeitsleistung, so daß es unserer Industrie
ein Leichtes war, auf solchen Märkten für unsere quali-
tativ hohen Produkte Absatz zu finden.
5. Der Binnenmarkt der Schweiz ist so klein und so
wenig aufnahmefähig für unsere Produkte, daß unsere In-
dustrien sich nach fremden Absatzgebieten orientieren
mußten. Die rasche Entwicklung unserer Industrien hat das
mit sich gebracht. Daher sind Großindustrie und Export-
industrie in der Schweiz mehr und mehr synonyme Be-
griffe geworden. Die einzelnen Industrien suchen bis zu
90 und 95% ihres ganzen Produktionswertes auf den Ex-
Portmärkten Absatz.
Die häufigen prohibitiven Zollschranken unserer Nach-
bargebiete trieben die Produkte unserer Industrien auf
weit entlegene Märkte und zwangen unsere Industrien
Noch mehr, Produkte mit arbeitsintensivem Charakter zu
erzeugen, um den Kostenfaktor nach Möglichkeit einzu-
Schränken.