Full text: Rationalisierung als Kulturfaktor

3 
A. Tatsachen 
Menschen Wirtschaft trieben, und nur die Ansichten darüber, was der 
höchste Nutzen sei, hätten sich im Laufe der Zeit geändert. Diese Be⸗ 
hauptung geht an dem Kernproblem der Rationalisierungsfrage vorbei, 
an der Tatsache nämlich, daß hier zum erstenmal bewußt die Gesamtheit 
der organisatorischen, technischen und sozialen Funktionen des Wirt⸗ 
schaftslebens unter das einigende Motto der Planmäßigkeit gestellt 
worden ist. Der Rationalisierung wohnt ein seit dem Mittelalter 
nicht mehr bekanntes demokratisch⸗soziales Generalmotiv inne: die 
Kooperation aller Wirtschaftszweige mit dem Ziele der Produktions⸗ 
und Absatzverbesserung im gemeinsamen Interesse und andererseits 
der Verzicht der Käuferschaft auf die Befriedigung individualistisch⸗ 
heterogener Wünsche und Bedürfnisse. Rationalisierung be—⸗ 
deutet Orientierung nach dem Durchschnittsbedarf. Hierin 
liegt der erste und grundlegende Unterschied zwischen der Rationali⸗ 
sierungstendenz von einst und jetzt. 
Der zweite liegt in der Erkenntnis, daß die zur Rationalisierung 
notwendigen Maßnahmen in organischer Verbindung vorge⸗ 
nommen werden müssen, wenn anders von Rationalisierung ge⸗ 
sprochen werden darf. Dies gilt von der Verknüpfung der Arbeits⸗ 
vorbereitung mit der Energieleitung, der Ausführung des Trans⸗ 
ports und anderer Maßnahmen auf dem Gebiete der Fertigung, wie 
es für das Rechnungswesen, die Buchhaltung, die Lagerhaltung, den 
Verkauf usw. auf dem Gebiete der Güterverwaltung und wer⸗ 
teilung und wiederum für die Verflechtung dieser drei Hauptteile 
der Wirtschaft untereinander gilt. Erst die Tatsache ihres reibungs⸗ 
losen aufeinander Abgestimmtseins berechtigt, von einer vollzogenen 
Rationalisierung zu sprechen. 
Insofern freilich kann, wenn wir die Wirtschaft der einzelnen Völker 
oder gar die Weltwirtschaft als ein einheitliches und unteilbares 
Ganzes betrachten, von einer planmäßigen Rationalisierung noch 
nirgends die Rede sein. Nirgendwo ist innerhalb der nationalen 
Wirtschaftseinheiten die technische und organisatorische Rationali⸗
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.